Namibia zwischen Lagerfeuer und Luxus - Teil 3 - Auf zu neuen Ufern

Nachdem wir euch im zweiten Teil unseres Reiseberichts mit in den Etosha genommen haben, geht es jetzt endlich auf zu unserem eigentlichen Reiseziel und unserem Highlight, dem Caprivizipfel wo uns wunderbare Flusslandschaften erwartete.

 

 

 

13.6. – Eiskalte Füße und elegante Raubkatzen


Die nächtliche Kälte hielt sich hartnäckig und ließ die Temperaturen in den einstelligen Bereich sinken. Beim Aufwachen zeigte das Thermometer nur 6 Grad an, und auf der Fahrt sollte es sogar auf frostige 3 Grad fallen. Ein Moment des Learnings für mich: Den Schlafsack sollte man bei solchen Temperaturen immer komplett schließen, sonst sollte man sich über eiskalte Füße nicht wundern. Trotz oder gerade wegen der klammen Kälte packten wir zügig unsere sieben Sachen zusammen, denn Onguma und die dortige Leadwood Campsite warteten auf uns – ein Ort, den wir auf unseren bisherigen Namibiareisen schon mehrmals aufsuchten und auf den wir uns schon sehr freuten.
Die Straße führte uns an einigen Zebras vorbei, die im ersten Gegenlicht des Morgens posierten, ein Anblick, der zum Verweilen und Fotografieren einlud.

 

 

 

Während wir weiterfuhren, sprachen wir darüber, dass Raubvogelsichtungen in diesem Jahr spärlich ausfielen, während wir viel Glück mit der Sichtung der großen Säugetiere hatten – eine Umkehrung der Ereignisse im Vergleich zu unserer letzten Reise nach dem Regen im März 2021.

Die Straßenqualität war zum Glück besser als befürchtet, und bald schon bot sich uns das nächste Highlight: Eine Gruppe von Elefanten, die am Wegesrand friedlich ihr Frühstück zu sich nahmen. Doch der Höhepunkt des Tages sollte noch kommen. Wir sahen zwei stehende Autos und ließen unsere Blicke schweifen. Am Wegrand entdeckten wir dann etwas Katzenartiges, und tatsächlich, ein Leopard lief majestätisch neben der Straße. Nicht zu fassen, mitten am Vormittag auf einer weithin einsehbaren Ebene lief die Raubkatze seelenruhig an der Straße entlang. Wir fuhren mehrmals jeweils ein ganzes Stück nach vorne und hielten etwas seitlich, so dass der Leopard langsam auf uns zukam. Unsere kleinen Fahrmanöver zur besseren Sicht irritierten ihn kein bisschen und er kam stetig und langsam auf uns zu. So konnten wir dieses wunderschöne Tier in Ruhe beobachten und fotografieren, bis er in den Büschen verschwand – einige unvergessliche Momente mit einem meiner Lieblingstiere :-)

 

 

 

Unsere Reise führte uns weiter und bescherte uns sogar noch den ganz kurzen Blick auf einen zweiten Leoparden, auch wenn diese Sichtung nur von kurzer Dauer war und wir das Tier nicht mehr fanden. Es hatte sich wohl sofort in die dichten Büsche zurückgezogen, als wir mit dem Auto zurücksetzten. Zwischendurch gab es einige Gnus zu beobachten, auch immer schön in dieser weiten Graslandschaft.  Wir hielten später, um einigen Straußen beim Grasen zuzusehen, und entdeckten dabei auf der anderen Straßenseite zwei Eulen, die auf einem Ast dösten. Ganz schläfrig bewegten sie ihre Köpfe hin und her, machten aber kaum die Augen auf. Nachdem zumindest die rechte Eule halbherzig die Augen geöffnet hatte, machten wir noch einige Fotos. Wie schön! Wir hätten die Eulen wohl nicht bemerkt, wenn wir nicht wegen der Strauße angehalten hätten.

 

 

Wir konnten uns kaum von den beiden losreißen, aber irgendwann mussten wir weiter und machten noch einen Abstecher zum Camp Namutoni, in dem einige Zebramangusten auf Futtersuche waren, bevor es raus aus dem Etosha Nationalpark ging.  
Als wir Onguma und unsere Campsite Duiker erreichten, war der Kontrast zu den lebhaften Camps in Etosha frappierend. Hier, in der Stille der Lodge, konnten wir so richtig entspannen. Auch hier hatten wir wieder ein Riesenglück mit Elefanten am Wasserloch, ein Anblick, der in Onguma laut einer Angestellten nicht alltäglich ist. Auch einige Giraffen erfrischten sich am kühlen Nass.

 

 

 

Der Abend klang mit den Geräuschen der Tierwelt aus, während wir bei einem köstlichen Dinner und einem guten Wein die Erlebnisse des Tages Revue passieren ließen. Eine große Eule gesellte sich noch ans Wasserloch und wir genossen den Abend, bevor wir uns in unser Dachzelt zurückzogen – mit großer Vorfreude auf unsere jetzt kommende Lodgezeit im Caprivi.

 

 

 

14.6. – Auf dem Weg in den Caprivi: Ein neues Kapitel in Namibia

Das morgendliche Brüllen eines Löwen durchbrach die Stille des anbrechenden Tages, so kraftvoll und nah, dass es schien, als wäre er direkt neben unserem Dachzelt, was natürlich nicht sein konnte. Mit dem immer leiser werdenden Löwengebrülle brach auch die Zeit zum Aufbrechen an. Die Leadwood-Campsite bot mit ihren vielen Bäumen zwar eine malerische Kulisse, aber auch einen kühlen Start in den Tag. Brrrr, es war wirklich wieder frisch heute!

Da uns ein langer Fahrtag von 605 Kilometern bevorstand, genossen wir zunächst zwei Tassen wärmenden Kaffee in der Lodge, während wir den Blick über das diesmal leere Wasserloch schweifen ließen. Es war wieder sehr schön gewesen in Onguma, doch jetzt freuten wir uns tierisch auf neue Gegenden, die wir noch nicht kannten. Flüsse satt und damit eine ganz andere Welt als das trockene Namibia, das wir so sehr liebten. Wir waren sehr gespannt, was das grüne Namibia für uns bereit halten sollte.

 

Die Fahrt führte uns auf guter Teerstraße durch das Land, vorbei an einem Alltag, der uns fremd erschien: Menschen, die zu Fuß oder mit dem Eselskarren unterwegs waren, Kinder, die statt in der Schule zu sein, schwere Wasserkanister trugen – Eindrücke, die nachdenklich stimmten und die uns wieder aufzeigten, wie gut es uns doch ging.

Nach einer kurzen Passage über holprige Straßen abseits des Trans Caprivi Highway und nach einem Tankstop in Rundu erreichten wir nach etwas über 600 Kilometern unser Ziel – die Riverdance Lodge. Die Lage war atemberaubend: direkt am Okavango-Fluss mit Blick auf Angola. Unser Zimmer, eine großzügige Suite mit weitläufiger Terrasse, Badewanne und Panoramaverglasung, lud zum Ausbreiten und zur Erholung ein und zauberte uns ein breites Grinsen auf die Lippen. Nach etlichen Tagen im Dachzelt und auf staubigen Stellplätzen empfanden wir diesen Komfort als puren Luxus.

 

 

 

Das Abendessen in der Lodge, auf einer Terrasse mit atemberaubender Aussicht, rundete den Tag ab. Wir entschieden uns für die vegetarische Option, was sich als hervorragende Wahl herausstellte: Eine Butternut-Kürbissuppe gefolgt von Gemsquash mit Kartoffeln und Gemüse und zum Abschluss ein verführerisches Schokoladenküchlein mit Eis – kulinarische Freuden in einer tollen Lodge, die uns sehr in Erinnerung bleiben wird.

 

 

15.6. – Ein Tag am Okavango: Flussidylle und Wildlife auf dem Wasser

Die Morgenkälte überraschte uns erneut, dieses Mal durch die offenen Fenster, welche die nächtliche Frische eingeladen hatten. Auf unserer Terrasse genossen wir die ersten Blicke auf den Fluss, auf dem noch ganz leichte Nebelschwaden lagen.

 

 

 

Glücklicherweise begrüßte uns die sonnenerwärmte Terrasse der Lodge mit einem leckeren warmen Frühstück. Wir genossen wieder die herrlichte Aussicht auf den Fluss und die vielen Pflanzen und Bäume um uns herum. Wasser im Überfluss - das waren wir in Namibia bisher wirklich nicht gewohnt. Zwischen Omelett und Toast verteidigten wir unser Frühstück gegen die Überfälle einiger kleiner hübscher Vögel, diesmal auch andere als die, die wir bislang kannten.

 

 

 

Nach dem Frühstück diente der Bootssteg als perfekter Aussichtspunkt, an dem wir zum ersten Mal einen Graufischer (pied kingfisher), einen Vertreter der farbenfrohen Eisvogel-Familie, sowie zwei flinke Otter beobachten konnten – beide viel zu schnell unterwegs für gute Fotos. Aber wenigstens ein Beweisfoto gelang mir, damit gab ich mich dann auch zufrieden.

 

 

 

Die Sichtung des Pied Kingfishers war für uns ein besonderer Moment, ahnten wir doch noch nicht, dass dieser nur einer von vielen weiteren Begegnungen dieser Art sein würde. Wir wussten ja noch nicht, dass diese Art sehr häufig für die hiesigen Flussregionen war. Bei uns in Deutschland war es immer ein Riesenhighlight, wenn man einmal einen unserer Eisvögel gesichtet hatte. Deshalb waren wir auch ganz aus dem Häuschen über unsere Sichtung.

 

Zurück auf der Terrasse, umgeben von der Ruhe und dem Komfort unseres Zimmers, ließen wir gemütlich und entspannt und ab und zu die Vogelwelt fotografierend, die Zeit verstreichen, bis es Zeit für unsere erste Bootsfahrt war.

 

 

 

Mit einer kleinen Gruppe Gleichgesinnter und unter den kundigen Augen unseres Guides glitten wir über das Wasser, entdeckten dabei einen Giant- und einen Malachite Kingfisher und begegneten Krokodilen sowie grunzenden Flusspferden – einfach toll. Auch Bee-Eater und ein Schlangenhalsvogel konnten wir beobachten. Zwischendurch wurden uns wie häufig üblich bei solchen Touren Snacks und Getränke am Ufer gereicht. Auf dem Rückweg genossen wir noch den malerischen Sonnenuntergang über der Flusslandschaft.

 

 

 

Als die Dunkelheit einbrach, hatte unser Guide noch eine letzte Überraschung für uns!

Er bremste das Boot dicht neben einem stockkdunklen Busch ab und wies uns an, in die Dunkelheit zu starren und den seltenen White-backed Night Hero zu suchen. Er sagte uns, dass man diesen Vogel nur selten zu Gesicht bekäme und es noch seltener Fotografien gäbe.

Tom schickte sich an einen Versuch zu unternehmen und mit ISO 25.600 gelang es ihm, das Objekt der Begierde abzulichten!

Wir waren erneut total begeistert von unserem neuen Kameraequipment, dass hier wirklich ein ansehnliches und scharfes Foto trotz der schlechten Lichtverhältnisse gelungen war.

 

 

 

Dankbar für die Bemühungen unseres Guides, belohnten wir ihn mit einem guten Trinkgeld und zogen uns zurück zu unserem Dinner, das jede Erwartung übertraf – ein kulinarischer Abschluss eines perfekten Tages am Okavango.

 

 

 

Im vierten Teil unseres Reiseberichts nehmen wir euch mit zu unserem absoluten Highlight dieser Reise, einem Paradies am Chobe River!

 

LG

Heike

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