Norwegens Süden - Teil 5 - Auf zu den Papageientauchern

Nachdem wir uns im vierten Teil unseres Reiseberichts mit Wasser, Stein und Eis beschäftigt haben, geht es nun auf nach Runde, wo wir die wunderschönen Papageientaucher fotografieren wollten.

 

 

 

10.06.
Um 5 Uhr ging wieder der Wecker, aber wir verlängerten bis 5:20 Uhr. Tom war noch saumüde, als wir aufstanden, aber das änderte sich mit dem ersten Kaffee langsam. Heute wollten wir als erstes auf den Aussichtspunkt Dalsnibba und danach zur Entsorgungsstation nach Geiranger fahren.

Gesagt getan.

Kaum ein Auto unterwegs um uns herum die grandiosesten Landschaften. Je höher wir kamen, desto interessanter wurde es. Hohe Schneebedeckte Berge, zugefrorene Seen, düstere Wolken, dazwischen immer mal ein Fitzelchen Blau - es war herrlich! Auf den Dalsnibba Aussichtspunkt führt eine Serpentinenstrecke, die 150 NOK kostet und die man mit Kreditkarte bezahlen konnte.

Als wir oben ankamen, hatte dort ein hartgesottener Bus mit Aufstelldach campiert. Mit gerade einmal 2° und ordentlichem Wind fühlte es sich ziemlich saukalt an. Auf die Plattform, durch die man hindurchschauen konnte nach unten, wollte ich dann doch nicht, hier meldete sich wieder ein bisschen meine Höhenangst. Ansonsten fotografierten wir in jede Richtung und mit unterschiedlichen Brennweiten. Vom Aussichtspunkt aus konnte man Geiranger, den Fjord und die umliegenden Berge überblicken. Ein schöner Ausblick! Derzeit lag ein Kreuzfahrtschiff im Hafen.

 

 

Wir machten uns auf zur Entsorgungsstation in Geiranger. Die ersten Busse kamen uns entgegen und in Geiranger wimmelte es von Kreuzfahrttouristen. Wir waren froh, als wir unsere Toilette entsorgen konnten und fuhren nach Homlong zum Campingplatz und parkten dort. Gegen eine Gebühr von 50 NOK konnten wir dort für die Dauer unserer Wanderung stehenbleiben.

Nun ging es los zur Homlongsætra auf mehrere Aussichtspunkte über den Fjord. Es ging schnell steil bergauf und über lange Steinplatten hinweg, auf denen man zum Glück ganz guten Grip hatte. Dann wurde es typisch norwegisch, teils matschig, viele Steine und Wurzeln und zum Laufen nicht ganz unanspruchsvoll. Die Wanderwege in Norwegen sind jedenfalls mit den deutschen Touren, die wir kennen, nicht so ganz zu vergleichen. Unsere Tour war mit der blauen Kategorie hinterlegt, was mittelschwer bedeutete, aber einfach fühlte es sich meist nicht an. Wir hatten kontinuierlich über 20% Steigung über Stock und Stein und teilweise ging es auf der rechten Seite auch ganz schön runter. Wenigstens hatte es nicht geregnet und die Steine waren größtenteils trocken. Es war aber ein schöner Weg durch den Wald und ab und zu hatte man einen kleinen Ausblick auf den Fjord. Wir kamen an zwei wunderschön bewachsenen Hütten an und gingen nach kurzer Pause zum ersten Aussichtspunkt weiter. Ein herrlicher Blick auf den Fjord und die Wasserfälle, mehrere Schiffe fuhren auf dem Fjord und wir genossen den Blick einige Zeit lang.

Danach ging es zum nächsten Aussichtspunkt. Dort trafen wir einen Niederländer mit seiner Hündin, der unten am Campingplatz sein Motorrad abgestellt und sein Zelt aufgebaut hatte. Mit ihm kamen wir sehr nett ins Gespräch und er zeigte uns seine Drohne, von der wir sehr begeistert waren. Wir hatten schon öfter mit dem Gedanken an eine Drohne gespielt und so lauschten wir seinen Ausführungen sehr interessiert, wodurch unsere Begeisterung nur weiter angefacht wurde. Die Drohne hatte mit dem Wind Null Probleme und flog locker in wenigen Sekunden über den Fjord. Schon cool so ein Teil.

 

 

Wir verabschiedeten uns und traten den Rückweg an. Da meine Knie so langsam meckerten und ich zudem immer noch vorsichtig wegen meines Umknickens war, nahmen wir uns etwas mehr Zeit dafür. Trotzdem waren wir unten angekommen dann ziemlich kaputt, meine Knie taten weh und ich war froh, dass das Bergab-gehen ein Ende hatte. Tja, unsere Stöcke lagen im Camper - da lagen sie gut 🤣

Wir kauften uns ein Eis. Meins schmeckte ältlich und wie aufgetaut und wieder eingefroren und ich aß es lieber nicht auf.

Nun fuhren wir Richtung Stryn durch eine tolle Bergwelt, die Sonne schien und wir genossen die Fahrt. Wir hatten uns einen Campingplatz herausgesucht, der wunderschön gelegen an einem See lag und dort fanden wir gleich einen Platz direkt am Ufer mit Blick auf die umliegenden Berge. Ich zählte sieben Wasserfälle um uns herum, wovon manche aber nur durch die Schneeschmelze zustande kamen. Auf dem Campingplatz waren nur ganz wenig Leute, auch die Rezeption war nicht besetzt. Wir konnten mit 10 NOK Einsatz duschen, was wir, total verschwitzt und verklebt von der Wanderung, auch sehr gerne in Anspruch nahmen. Wunderbar, endlich wieder wie ein Mensch fühlen. Nun ein Bierchen zur Entspannung und dann Eiernudeln. Zwischendurch bezahlte ich die 220 NOK, nachdem die Rezeption gegen 20 Uhr besetzt wurde. Unseren Plan bis zum Sonnenuntergang auszuharren, gaben wir auf, weil wir fix und fertig waren. So gingen wir kurz nach 21 Uhr ins Bett.

 

 
Gefahrene Strecke 102 km
Stellplatz Grande Camping
GPS N 61.89474° E 007.10126°
Preis 220 NOK
Beschreibung Schöner, kleiner Campingplatz direkt am See

 

11.06.
Augen auf, blauer Himmel, Sonnenschein! Da geht das Aufstehen einfach. Bei frischen 7° machten wir erstmal die Heizung an. Einfach super unser Camperchen. Innerhalb weniger Minuten herrschte eine angenehme Frühstückstemperatur und der Kaffee konnte getrunken werden. Tom packte zum Frühstück die süßen Teile aus, die wir vor 2 Tagen in Surlandsvangen in der Bäckerei gekauft hatten und diese ließen wir uns schmecken. Ich kann es gar nicht oft genug sagen, wie toll es ist, in seinem Camper an so einem tollen Platz aufzuwachen und zu frühstücken. Kein Mensch wuselte um uns herum, weiter links von uns entfernt war lediglich ein Zelt und der Mensch schien noch zu schlafen. Ansonsten nur nicht anwesende Dauercamper. Da macht uns auch der Campingplatz Spaß.

 

 

Heute ging es zur Insel Runde. Wir fuhren bei bestem Wetter los und gingen in Stryn erst einmal einkaufen, um für die nächsten Tage vorzusorgen. Es ging durch liebliche Landschaften und wir verließen langsam die Bergwelt. Über diverse Brücken kamen wir mittags nach Runde und bekamen vom deutschen Campinginhaber einen Platz auf der Wiese zugewiesen. Wir durften das Auto quer stellen, so dass wir mit unserer Schiebetür aufs Meer schauen konnten. Hier windete es jetzt stark und die Aussichten verhießen, dass der Wind noch zunehmen sollte. Da wir schon früh angekommen waren, schnappten wir uns unsere Wanderschuhe, um schon einmal das Terrain zu erkunden. Der Weg ging nach ein paar Hundert Metern steil nach oben. Typisch norwegisch könnte man meinen 😉 Das erste sehr steile Stück war geteert, aber der andere Weg war auch sehr einfach zu gehen und sollte für jeden gut zu bewältigen sein. Als wir am ersten Vogelfelsen ankamen, mussten wir sehr aufpassen, denn der Wind schob uns ordentlich in Richtung Klippe. Die Aussichten auf das Meer und die steilen Klippen waren fantastisch und wir gingen weiter Richtung 2. Vogelfelsen. Dort sahen wir schon Fotografen, die ihr Equipment aufgebaut hatten.

Die Papageitaucher sollten frühestens gegen 20 Uhr erscheinen und zu ihren Bruthöhlen fliegen. Wir gingen also wieder den Weg runter, bewunderten noch die Skuas, die zum Teil recht nah am Weg ihre Nester hatten und gingen zum Camperchen zurück.

Dort fingen wir bald an, das Abendessen, unseren Salat fertig zu machen. Danach gegen 19:30 Uhr zogen wir wieder die Wanderschuhe an und machten uns erneut auf den Weg nach oben. Da das Wollgras so schön in der Sonne leuchte, versuchte ich ein paar Fotos zu machen. Allerdings machte der Wind das Anliegen herausfordernd, da das Wollgras hin und herwedelte. Tom ging schon einmal zum besten Platz für die Vogelfotografie vor. Ich kam hinterher, der Wind hatte nochmak zugenommen und war jetzt sehr heftig und böig. Der beste Vogelbeobachtungsplatz war mittlerweile voll in der Hand von anderen Fotografen. Den Weg musste man über felsiges Gebiet erklettern, was anhand der Menge an Leuten manchmal ein bisschen schwierig war. Tom hatte ich vorne entdeckt und bahnte mir einen Weg zu ihm. Dort konnte ich halbwegs ok sitzen und der Wind war aufgrund der Felsabdeckung auch nicht mehr ganz so heftig. Trotz allem hatte ich schon zwei Mützen übereinander und mehrere Lagen Kleidung an. Die Jacke kam auch bald hinzu.

Die kleinen und sehr flinken Papageitaucher, die bis zu 80 km/h schnell fliegen können, kamen nun immer näher und höher und verschwanden dann ganz schnell in ihren Bruthöhlen. Flugaufnahmen waren so gut wie unmöglich bzw. Glückstreffer. Der Autofokus nahm die kleinen Kerle noch gar nicht richtig war, schon waren sie wieder aus dem Bild verschwunden. Eigentlich sah man immer nur ein paar rote Füßchen leuchten und schwupps waren sie irgendwo unterhalb unseres Platzes verschwunden. Gute Fotografiebedingungen sehen anders aus. Irgendwann ließ sich dann glücklicherweise einmal ein Vögelchen auf einen Fels in der Nähe nieder. Und oberhalb unseres Platzes saßen auch ab und zu in einiger Entfernung ab und an mal einzelne Vögel.

Durch die vielen Leute, die sich ständig neue Plätze suchten und herumliefen, war ständig Erde und Sand in der Luft, der einem durch den Wind in die Augen flog. Tom hatte irgendwann genug und wollte wieder zurück zum Auto. Kurze Zeit später bemerkte ich, dass hinter mir tatsächlich ein paar Vögel auf den Felsen saßen. Zwar nicht nah, aber so, dass ich auch ein paar Fotos mit Umgebung machen konnte. Das letzte Licht, bevor die Sonne hinter den Berg wanderte, ließ ihre Schnäbel und Füßchen leuchten. Dann war die Sonne weg. Das hier war ein viel besserer Platz als der vorherige und als ich nach oben schaute, sah ich auch, dass Tom noch nicht verschwunden war, sondern von der Klippe nach unten fotografierte. Offenbar hatte er auch noch einen schönen Platz gefunden. Die Vögel ließen sich hier auch mal in Gruppen nieder und blieben auf den Felsen sitzen. Ich machte noch ein paar Fotos, aber es war jetzt schon ziemlich duster für die Belichtung. So ging ich auch zurück zum Camper und wir beendeten langsam den Abend gegen halb 1 Uhr nachts.

 

 

 

12.06.
Wieder strahlender Sonnenschein und blauer Himmel beim Aufwachen. Heute wollten wir uns eine Relaxtag genehmigen, denn wir hatten den ganzen Urlaub lang immer sehr viel unternommen oder waren dauernd irgendwohin gefahren und waren ständig unterwegs. Außerdem freuten sich unsere Knochen, Bänder und Gelenke darüber, einmal nicht so viel zu tun zu haben. Heute gab es hier den Tag über nicht so viel zu tun, so frühstückten wir in aller Ruhe und machten dann einen Spaziergang am Meer. Der Himmel zog sich mittlerweile zu und die Sonne ward nicht mehr gesehen. Aber es regnete nicht bzw. nur ein paar Tröpfchen. Nun wurde der Camper innen geputzt und gereinigt und von Staub befreit. Auch mal wieder ein angenehmes Gefühl, wenn es sauber ist und nicht überall der Staub rumfliegt.

Abends wollten wir wieder zu den Papageientauchern, auch wenn das Wetter kontinuierlich trister wurde und der Berg mittlerweile von einer Wolkendecke eingehüllt war. Gegen 19:15 Uhr machten wir uns wieder auf den Weg nach oben. Am ersten Beobachtungsplatz fanden wir die kleinen Vögel auf den Felsen sitzend vor. Allerdings waren sie für mein 80-400mm Objektiv deutlich zu weit entfernt. Zudem fetzten permanent Wolken durch uns hindurch und die Vögel waren zeitweise kaum noch sichtbar. Tom malte sich an dieser Stelle zunächst noch Chancen aus, doch ich ging recht bald an die 2. Beobachtungsstelle und zwar an den Platz, den ich gestern als gut empfunden hatte. Vögel waren da - Freistellungsmöglichkeiten nicht und sie waren immer noch weit entfernt. Wolken zogen zwischen uns hindurch. Ich fotografierte bis Tom kam, weil sein Platz doch nich so toll war, wie er es gerne gehabt hätte. Heute waren eventuell aufgrund der Witterung deutlich weniger Fotografen und Vogelbeobachter vor Ort und wir gingen kurz darauf nach vorne an die Stellen, die gestern nicht so gut waren. Und was für eine Überraschung! Die Papageientaucher saßen in nächster Entfernung auf den Felsen und im Gras und boten unzählige Motive. Sofort waren unsere Kameras voll im Einsatz. Jippie!


Total knuffig die kleinen Vögel zu beobachten, wie sie erst ihre Runden drehten und sich dann niederließen. Sogar in nur einem Meter Entfernung hielten sich Vögel auf und ließen Portraits von sich machen. Es war einfach toll! Wir fotografierten bis das Licht und die Fotografen immer weniger wurden. Irgendwann waren wir ganz alleine. Der Sonnenuntergang nahte, doch Sonne gab es sowieso nicht bzw. ein kleines Bisschen Licht war nur durch ein Loch in der Wolkendecke zu sehen. Das Meer wurde von hinten so angeleuchtet, dass sich nun noch einmal Silhouettenbilder anboten und auch hier machten wir noch einige schöne Bilder von den Tauchern. Als wir gegen 23:15 Uhr den Felsen verließen kam uns ein Mädchen entgegen, das noch schnell die Puffins sehen wollte. Wir zeigten ihr den Weg dorthin und gingen dann zu unserem Camper und ließen dort den tollen Abend noch einmal Revue passieren.

 

 
Gefahrene Strecke 139 km
Stellplatz Goksøyr Camping
GPS N 62.40443° E 005.62421°
Preis 420 NOK
Beschreibung Es gibt eh keine Alternative :-) Uns hat's gefallen!

Wow! Das war wirklich toll!

Nachdem wir am ersten Abend auf Runde noch eine leichte Enttäuschung verspürt hatten und am zweiten Tag auch noch das Wetter schlecht aussah, hat es sich enorm gelohnt trotzdem hoch auf den Fels zu laufen, denn wider Erwarten, wurden wir genau dann mit schönen Bildern belohnt.

Wir hatten eine tolle Zeit auf Runde und im sechsten und letzten Teil unseres Reiseberichts, berichten wir von unserem absoluten Highlight dieser Reise, nämlich unserem Erlebnis mit einem Polarfuchs.

 

LG

Heike

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