Nach unserem Highlight am Preikestolen im Teil 3, geht es nun in wunderschöne Täler mit wildem Wasser und beeindruckenden Wasserfällen, sowie hoch hinaus in luftige Höhen, wo wilde Berge, Schnee und Eis auf uns warteten.
06.06.
Wir öffneten die Augen, schauten durch die Dachluke und erblickten wieder einen strahlend blauen Himmel. So macht das Camperleben Spaß. Ich wusch mir die Haare und stellte mit einem Blick auf den Boden vor dem Camper fest, dass wir irgendwo leckten, denn es lief Wasser unter dem Auto raus.
Tom hievte sich daraufhin unter das Auto und stellte fest, dass unser Abwasserschlauch von der Spüle von der Antriebswelle durchgescheuert war. Wir telefonierten und mailten mit Syro - unserem Händler und Vermittler in Dortmund, besprachen, dass wir das Leck erstmal mit Tape abdichten würden und schickten denen ein paar Bilder, zwecks weiterer Abklärung mit dem Hersteller. Während Tom die Details zum Schlauch besprach, saß ich auf einem Stein in der Sonne. Wir hatten tatsächlich schätzungsweise 24 Grad und kaum Wind, es war herrlich.
Tom kümmerte sich weiter um das Schlauchproblem - danach fuhren wir zum Parkplatz zu einer Wanderung ins Bondhusdalen. Auf dem Parkplatz erstmal der Tourischock: 3 Busse waren da. Gut, wir waren
aufgrund der Schlauch-Geschichte erst gegen 11:30 Uhr angekommen, aber so voll hatten wir es uns nicht vorgestellt.
Zum Glück verliefen sich die Leute nach ein paar Minuten. Der einfach zu laufende Weg ging an einem wunderschönen Fluss entlang und es war - man konnte es kaum glauben - heiß. Gefühlt waren es
locker 25 Grad in der Sonne und ich merkte in den dicken Wanderschuhen, dass ein paar Grad weniger manchmal auch nicht ganz unangenehm sein können. Egal, es ging stetig leicht aufwärts und die
Muskeln gewöhnten sich langsam wieder an die Bewegungen.
Nach wenigen Kilometern waren wir schon am See angekommen, bei dem die meisten der Wanderer wieder umkehrten. Wir wollten noch ein wenig weiter bis zu den nächsten Wasserfällen und der Weg
veränderte sich sofort und wurde ein wenig unwegsamer. Vorbei an schönen Moosen und Flechten, großen Steinen, dem türkisfarbenen See ging es Richtung Wasserfall. Der erste kam nach ca. 500 Meter.
Zwischendurch fing es kurz an zu schütten. Hier in Norwegen muss man wirklich auf alles gefasst sein. Es kann heiß sein mit blauem Himmel und innerhalb weniger Minuten sieht alles ganz anders
aus. Es ging weiter bis zum nächsten Wasserfall, der sehr mächtig erschien. Ich fotografierte ab und zu Makro und Tom nahm die Wasserfälle als Motiv.
Nun gingen wir wieder zurück, passten auf die nassen Steine auf und fotografierten ab und zu. Am Ende der Tour präsentierte sich die Bergwelt wieder mit dramatischen Wolken in der Ferne. Wir fuhren nach Lofthus zu einem Campingplatz, den wir uns bei den Dezembercampern abgeguckt hatten. Vor uns fuhr ein vielleicht Besoffener, der häufiger Schlangenlinien und auf der linken Straßenseite fuhr. Nachdem wir ihn überholt hatten, fuhr er von hinten ganz nah an uns ran, so dass wir ihn wieder vorbei ließen. So jemanden brauchen wir gar nicht in unserer Nähe. Kurz überlegten wir, ob wir der Polizei Bescheid geben sollten, aber dann kam ein Kreisel und er fuhr davon. Sehr merkwürdig.
Wir gingen in Odda im Coop ein paar Kleinigkeiten einkaufen: 64 Euro waren schon wieder weg! Gut, wir müssen zugeben, wir haben wieder einen 6-Pack Bier gekauft und das haut richtig rein. Aber im
Urlaub wollten wir uns auch was gönnen und nicht darben.
Jetzt fuhren wir über einen ein wenig abenteuerlich engen und von Schlaglöchern übersäten Weg zum Lofthus Camping, platzierten uns hier und pimpten unsere Nudeln und den Bologneserest mit
Tomatensoße auf. 295 Nok für den Platz, 2x Duschen und Coins für Waschmaschine und Trockner fanden wir echt ok. Außerdem war der Platz sehr schön gelegen mit Blick auf die Berge.
Der Abend ging wieder schnell vorbei mit einem Weinchen und der Bolognese Reloaded.
Gefahrene Strecke |
55 km |
Stellplatz | Lofthus Campingplatz |
GPS | N 60.33618° E 006.65657° |
Preis | 295 NOK |
Beschreibung | Eher enger, aber netter Campingplatz |
07.06.
Der Regen prasselte auf die Dachluke, es war erst 5 Uhr und so machten wir nochmal die Äuglein zu. Gegen 6:30 Uhr hörte es auf und wir standen auf.
Wir warfen sofort Waschmaschine und Trockner an und frühstückten dann während beides lief. Zudem planten wir, zum Husedalen dem Tal der Wasserfälle zu fahren und dort den Wasserfallweg zu laufen.
Ich haderte ein wenig mit der Tour, da ich gelesen hatte, dass sie steil und über jede Menge Felsen gehen sollte. Als wir beim ersten Wasserfall waren, entschied ich mich daher für die einfache
Tour. Es gibt nämlich oberhalb des sehr anspruchsvollen Pfades einen breiteren Kiesweg, der zwar auch steil nach oben führt, aber bei dem man nicht bei jedem Schritt aufpassen muss. Tom wollte
sich an dem schwierigen Pfad versuchen und so verabredeten wir uns am 3. Wasserfall bei einem Toilettenhäuschen.
Der Weg führte stetig und steil aufwärts. Aber man konnte während des Laufens herumschauen und seine Umgebung betrachten. Ab und zu machte ich ein paar Makros, was immer etwas zeitaufwendig ist.
Eigentlich brauche ich bei Makros richtig viel Zeit, um mir die beste Bildgestaltung zu suchen. Jede klitzekleine Bewegung verändert das Bild. Es war aber sehr schön, ausnahmsweise beim Laufen
einmal richtig auf die Umgebung achten zu können. Der Wald ringsherum war wunderschön bemoost, kleine bis mittelgroße Farne sprießten überall hervor und überall plätscherte Wasser, was in
kleineren Wasserfällen herunterfloss.
Auf den zweiten Wasserfall gab es einen sehr schönen Ausblick, den ich sehr genoss. Dann weiter zum dritten Wasserfall. Irgendwann endete der Kiesweg und ging in den kleinen Pfad über, den Tom
genommen hatte. Noch 500 Meter, über drei kleinere Bäche und dann stand man vor dem dritten Wasserfall. In der Nähe war das Toilettenhäuschen, an dem wir uns verabredet hatten. Ich wartete auf
einem Hügel und hielt Ausschau nach Tom. Nach wenigen Minuten erblickte ich ihn und er sah völlig fertig aus.
Tom erzählte, dass der Weg zunächst etwas wurzelig begonnen hatte, dann aber bald parallel zu einem großen Rohr verlief, über das Wasser zum unten liegenden Kraftwerk geleitet wird. Der Weg entlang dieses Rohrs war sehr steil, nass und rutschig.
Anschließend ging es durch den Wald, wobei der Weg zunehmend komplizierter und rutschiger wurde. Eine ziemlich abenteuerliche Tour, die allerdings auch immer wieder wunderbare Ausblicke auf die Wasserfälle bereithielt.
An einer Stelle wollte Tom noch ein paar Schritte näher an eine Kante heran, um einen freien Blick auf den Wasserfall zu ergattern, der dort alles in dichte Gischt hüllte und platsch, versank der komplette Fuß samt Wanderschuh und fast der halbe Unterschenkel im aufgeweichten Boden. So kann es gehen!
Die Tour war wohl heftig anstrengend, aber abenteuerlich und schön und so war Tom glücklich den anderen Weg genommen zu haben.
Da Tom immer wieder freien Blick auf den Fluss und die Wasserfälle hatte, konnte er unterwegs auch schon ein paar schöne Eindrücke sammeln.
Das Wetter war immernoch warm und sonnig und wir fotografierten in Ruhe den eindrucksvollen Wasserfall. Als Naturfotograf hat man verinnerlicht, dass man Wasserfälle am besten bei bedecktem Himmel, eventuell noch bei Nieselregen fotografiert, insofern war hier also nicht das beste Fotografiewetter angesagt. Allerdings entdeckte ich hier wieder meinen Spaß an Details und das grelle Sonnenlicht mit den gleißenden Steinen ermöglichte ganz andere Motive als bedecktes Wetter. Auch Tom war zufrieden mit den vorherrschenden Bedingungen. Am Ende fotografierte ich den Wasserfall sogar mit einem doppelten Graufilter bei 30 Sekunden und freute mich über das entstandene Foto.
Nachdem wir genug fotografiert, Möhrchen geknabbert und die müden Knochen und Gelenke ausgeruht hatten, ging es auf den Heimweg, diesmal nahm auch Tom, dem alles wehtat, den einfacheren Weg mit
mir zusammen.
Am Camper angekommen, gönnten wir uns erstmal ein Eis aus dem Tiefkühlfach. Das ist wirklich herrlich, wenn man seine Sachen immer dabei hat. Es ist immer alles direkt verfügbar.
Auf der Rückfahrt kamen wir auf den Gedanken, uns nochmal auf den Lofthus Campingplatz einzuquartieren und dort zu grillen. Es war endlich einmal das richtige Wetter dafür, nicht ganz so viel
Wind, halbwegs warm und sonnig. Da wir sowieso zum Campingplatz wollten, um dort noch unsere Duschmarken einzulösen, stand der Plan. Beim Platz angekommen, war es allerdings schon sehr voll.
Einige noch freie Wiesenplätze sahen sehr matschig aus und wir wussten nicht, ob wir dort wieder problemlos runterkommen würden.
Am Ende gingen wir dort noch duschen und fuhren dann weiter zu einem Stellplatz an der Hardangerbrücke. Wir stellten fest, dass dieser Ort von vielen Touristenbussen für eine Besichtigung der Brücke genutzt wurde. Deshalb kamen ab und an Busse, die viele Touris ausluden, die sich dann eine halbe Stunde auf dem Parkplatz vergnügten und zum nahegelegenen Aussichtspunkt auf die Brücke gingen, um dort um die Wette Selfies zu schießen.
Manche Asiaten waren von unserer offenen Schiebetür und dem Tomaten schnippelnden Tom so begeistert, dass sie anfingen, Fotos zu machen. So landeten wir dann wahrscheinlich in zahlreichen
asiatischen Reiseerinnerungen an eine Skandinavien-Tour. Eventuell hätten wir auch anfangen können, unseren Tomatensalat zu horrenden Preisen zu verkaufen, aber wir aßen ihn dann doch lieber
selbst und erfreuten uns an der Begeisterung die wir mit unserem Gefährt bei den asiatischen Touristen hervorriefen.
Die Sonne schien noch als wir ins Bett gingen. Einen ganzen Tag nur Sonnenschein, das hatten wir vorher noch nicht gehabt.
Gefahrene Strecke |
23 km |
Stellplatz | Parkplatz |
GPS | N 60.47022° E 006.83476° |
Preis | Kostenlos |
Beschreibung |
Parkplatz der eventuell wegen der Brücke stark frequentiert sein kann. |
08.06.
Blauer Himmel war das erste, was unsere Augen erblickten. Nicht zu fassen, schon wieder Sonnenschein.
Und es kam schon der erste Bus mit Asiaten. Wir hatten die Schiebetür offen, weil es so schön war und flugs hatten wir wieder eine Gruppe bei uns am Bus stehen, die höchst interessiert unser
Camperchen beäugten. Die Neugier nahm zu und die Leute schauten immer neugieriger um die Ecke. Leider konnten keiner der, wie wir vermuteten chinesischen Besucher, auch nur ein Wort Englisch, so
dass wir uns nur sehr schlecht verständigen konnten. Der nach oben gereckte Daumen von allen und die strahlenden Gesichter zeigten aber, dass sie unserem Gefährt wohl sehr zugetan waren. Offenbar
funktioniert diese Gestik überall auf der Welt. Ein bisschen bemitleideten wir die Touristen, die wieder in ihren Bus einstiegen und nur wenig Gestaltungsfreiheit in ihrem Urlaub hatten. Aber
vielleicht hatten wir sie mit unserem Camperchen angefixt? Wer weiß das schon?
Heute stand ein Fahrtag auf dem Programm. Wir wollten nach Aurlandsvangen, dort den Snovegen fahren und dann mal schauen. Zunächst musste eingekauft werden. Pfingsten stand vor der Tür und unsere
Vorräte gingen zur Neige. Deshalb fuhren wir zuerst nach Voss und gingen dort in den Rema 1000 und ins Vinmonopolet, um uns zu versorgen. Danach fuhren wir nach Aurlandsvangen und wollten dort
ins Touristencenter, dass Google als Tourist Info anpries. Als wir dort ankamen, mussten wir feststellen, dass die Touristinfo entweder auf den Friedhof der Kirche gelegt worden war oder die
Eintragung verkehrt war. Der Ort war recht voll mit Bussen und Autos und wir beschlossen weiterzufahren über den Snovegen - die 48 km lange Landschaftsroute von Aurlandsvangen nach Lærdal.
Als wir losfuhren war es gegen früher Nachmittag und wir waren nicht die ersten mit dieser Idee. Ständig kamen auf der teilweise sauengen Straße Wohnmobile in allen Größe, PKWs und kleine Busse
entgegen. Tom war höchstkonzentriert, ständig musste angehalten und ausgewichen werden und die Fahrerei gestaltete sich anstrengend. Am Aussichtspunkt Stegastein war an Anhalten aufgrund des
Trubels nicht zu denken. Wir fuhren deshalb einfach weiter. Die Stimmung bei uns war trotz gigantischer Landschaft nicht so gut. Es gab zuerst wenig Möglichkeiten, um anzuhalten und viele
Möglichkeiten waren auch durch andere Fahrzeuge besetzt. So hielten wir nur am See Flotvatnet und machten ein paar Bilder. Dann ging es weiter. In Lærdal entleerten wir gegen 50 NOK beim
Campingplatz unsere Toilette und dann fuhren wir auf den Stellplatz, den wir von der Straße aus gesichtet hatten direkt am Fjord. Offenbar war hier der Highlightpunkt für Angler, die den ganzen
Abend an unserem Camper vorbei zu einer offenbar grandiosen Angelstelle liefen. Wir machten uns einen relaxten Abend im Camperchen und auch die Stimmung wurde besser.
Gefahrene Strecke |
152 km |
Stellplatz | Parkplatz |
GPS | N 61.10345° E 007.43165° |
Preis | Kostenlos |
Beschreibung | Großer Schotterplatz mit schönem Blick in den Fjord |
09.06.
Gestern hatten wir beschlossen, den Snovegen heute nochmal zu fahren, aber mit Zeit und Muße und ohne andere Fahrzeuge. So standen wir um 5 Uhr auf, tranken schnell einen Kaffee und dann ging es
in die Höhe bis auf 1300 Meter. Wir waren ob des Wetters nicht sicher, aber das wollten wir uns dann einfach oben anschauen. Doch es wurde gut, Sonne und Wolken schufen grandiose Lichtstimmungen
und wir konnten uns Zeit nehmen, um zu fotografieren. Das entsprach schon wesentlich mehr unserer Art, die Natur zu genießen und wir waren ganz alleine unterwegs. Selbst die Camper, die oben
genächtigt hatten, waren noch nicht unterwegs. Herrlich! Wir fuhren die ganze Strecke und ließen uns Zeit bis 9:30 Uhr bis wir in Aurlandsvangen ankamen.
Im Ort entdeckten wir zufällig Mariannes Bakeri & Kafe und deckten uns dort mit einem frisch gemachten und noch warmen Pizzabrötchen und anderen Leckereien wie zwei Schoko-Nuss-Creme-Törtchen ein. Am Hafen ließen wir uns bei schönem Ausblick in den Fjord das Frühstück schmecken.
Und wie das schmeckte! Genial!
Wir markierten uns diese tolle Bäckerei, die offenbar noch alles selbst buk und das sehr lecker, sofort für spätere Zeiten.
Gestärkt ging es jetzt durch den mit 24,5 km längsten Tunnel der Welt auf der schnelle Route Richtung Laerdal dann mit der Fähre nach Mannheller und dann über die Landschaftsroute nach Lom. In dem Tunnel gab es drei große Kavernen, die farbig angeleuchtet wurden, was sehr beeindruckend aussah!
Die Landschaftsroute war wieder sagenhaft und wir hätten hier Wochen verbringen können. Allerdings regnete es beinahe permanent und es war auch nicht ganz wenig los auf der Straße, da die Norweger hier oben ihr Skigebiet haben und es gerade Pfingstwochenende war. Da wir jetzt weiter Richtung Geiranger und Runde wollten, konnten wir leider keine Zeit hier mehr einplanen. Tom war irgendwann von der Fahrerei angestrengt, so dass wir uns einen Stellplatz suchten, der an einem kleinen Wasserfall lag. Wir bekamen einen recht geraden Platz und genossen den Abend bei einem Salätchen und beim Schreiben des Reiseberichts.
Gefahrene Strecke |
288 km |
Stellplatz | Parkplatz |
GPS | N 62.00891° E 007.86585° |
Preis | Kostenlos |
Beschreibung |
Schotterplatz direkt an beeindruckenden Stromschnellen. Könnte Geräuschempfindlichen Campern nachts zu laut sein. Das Billingen Seterpensjonat ist gleich um die Ecke und das Essen dort hat einen sehr guten Ruf. |
Im nächsten Teil geht's auf zum Geirangerfjord und weiter nach Runde, wo wir eine tolle Zeit mit den Papageientauchern hatten!
LG
Heike
Kommentar schreiben