Fernreisen mit dem Auto - Welches Navi?

Anlässlich unserer Namibia-Reise 2017 hatten wir uns das elektronische Kartenmaterial von Tracks4Africa besorgt, welches uns die Planung am PC enorm erleichterte. Diese Karte ist im Garmin-Format verfügbar, muss also am PC mit BaseCamp und unterwegs mit einem Garmin Navigationsgerät betrieben werden. Insofern stand der Hersteller des Navis für unsere Reise schon mal fest, aber aus meiner Erfahrung mit Navis heraus stellte sich mir schnell die Frage, ob ein Autonavi die richtige Wahl sein würde.

Hier lest ihr mehr zu meinen Überlegungen und wofür wir uns letztlich entschieden haben - und natürlich auch, wie unsere Erfahrungen damit waren.

 

 

Schnell war eine Liste mit Kriterien zusammengestellt, an der sich die weiteren Überlegungen orientierten.

  • Sprachansagen während der Navigation, gut verständlich
  • Autohalterung mit Ladefunktion
  • Betrieb auch mit Rundakkus oder AA-Batterien möglich
  • Großes, helles Display mit Touch-Bedienung
  • Robust
  • Idealerweise auch als Handgerät z.B. beim Wandern verwendbar
  • Anzeige aller Details der Karte möglich
  • Schnelle und einfach Einstellung der Detailtiefe der Karte
  • Planung und Änderung von Routen möglich

Diese Liste machte die weitere Auswahl schon mal sehr einfach, also gehen wir die Punkte doch mal der Reihe nach durch.

 

Sprachansagen während der Navigation, gut verständlich

Das können grundsätzlich erst mal alle Straßennavis von Garmin sowie einige Handgeräte. Von den Handgeräten scheiden aber hier schon manche aus, weil sie nur imstande sind Piepstöne von sich zu geben, um z.B. auf ein bevorstehendes Abbiegemanöver hinzuweisen. Ohne Blick auf das Display und Ablesen des Textes geht dann nichts. Es gibt aber auch Handgeräte, die einen Lautsprecher in der Autohalterung haben und in dieser Kombination dann Sprachausgabe bieten.

 

Autohalterung mit Ladefunktion

Hier sind immer noch alle Straßennavis im Rennen, bei den Handgeräten aber scheiden wieder welche aus, weil es nicht für jedes eine Autohalterung gibt und nicht jede auch den Akku lädt.

 

Betrieb auch mit Rundakkus oder AA-Batterien möglich

Nun, warum das jetzt? Ganz einfach als Vorsorge wenn mal irgendwas schief geht. Normale AA Batterien bekommt man nahezu überall und so hat man im Notfall immer noch die Möglichkeit, auf diese Art der Stromversorgung zurückzugreifen.

Hierbei fallen jetzt alle üblichen Straßennavis raus, weil diese alle einen festverbauten Akku haben.

 

Großes, helles Display mit Touch-Bedienung

Klar. Im Auto, vor allem wenn dann auch noch die Sonne hell scheint, muss das Display gut ablesbar, also hell sein.

Groß sollte es auch sein, denn an der schrägen Frontscheibe hängt das Navi üblicherweise schon in einiger Entfernung vom Betrachter und eine mittige Positionierung wäre außerdem bevorzugt, damit auch der Beifahrer was erkennt.

Einen Touchscreen sollte das Navi auch haben, denn während der Fahrt auch noch alles mit Knöpfen machen zu müssen, wird arg mühsam und lenkt viel zu sehr ab, weil die Bedienung dadurch in der Regel nicht einfacher wird.

 

An sich ist an diesem Punkt die Wahl des richtigen Gerätes schon klar, aber schauen wir noch auf die anderen Punkte.

 

Robust

Warum?

Ah...

 

Idealerweise auch als Handgerät z.B. beim Wandern verwendbar

...ok. Überhaupt, da wo man hinfährt wird es evtl. staubig, sandig, eiskalt, nass, sehr heiß, was auch immer. Das Gerät wird nicht nur bei Schönwetterfahrten im Auto hängen, sondern es werden auch mal Änderungen der Route an der Campsite durchgeplant. Alles in allem kann beim Camping ein robustes Gerät nicht schaden und wenn man es auch noch als Handgerät zum Wandern verwenden will, dann ist Robustheit ohnehin angesagt.

Ich kann an dieser Stelle gleich sagen, dass wir das Garmin Montana nicht als Handgerät beim Wandern verwendet haben, da das kleine Klötzchen dazu etwas zu dick und etwas zu schwer in der Hose hängt. Hierfür haben wir ein Garmin 62st verwendet, das kleiner und leichter ist. Insofern muss hier jeder für sich selbst überlegen, wie wichtig ihm dieser Punkt ist. Die Robustheit jedoch war für uns schon wichtig.

 

Unten seht ihr also unser Handgerät, dass wir bei unseren Aktivitäten zu Fuß im Gelände dabei hatten.

 

 

Anzeige aller Details der Karte möglich

Hier wird es jetzt sehr interessant. Die Tracks4Africa Karten enthalten eine Unmenge Details die z.B. auf unserer Namibiareise sehr hilfreich waren. So sind nicht nur alle möglichen Geschäfte eingetragen, sondern auch die Einrichtungen vieler Campsites bis hin zu den Gates und den Toiletten. Auf und entlang der Strecke sind oft interessante Punkte wie Wasserlöcher in den Nationalparks, aber auch Gefahrenpunkte wie gefährliche Kurven, Riviere, schlechte Straßenabschnitte etc. markiert. Mir war wichtig, diese Informationen auch zu bekommen und zwar gut sichtbar und lesbar. Auf einem Autonavi wird einem teils nicht einmal alles angezeigt, was die Karte zu bieten hat, bzw. erst ab einem gewissen Zoomlevel.

 

Nur, was habe ich davon, wenn ich erst auf eine extreme Zoomstufe von 50 Metern heranzoomen muss, um wichtige Details wie z.B. Gefahrenpunkte auf der Strecke angezeigt zu bekommen, wenn ich aber gerade 300 km durch die Wüste vor mir habe? Solche Zoomstufen verwende ich in der Stadt, aber nicht bei Überlandstrecken und schon gar nicht in dünn besiedelten Gebieten.

 

Hier sind die üblichen Straßennavis dann also endgültig als völlig untauglich ausgeschieden. Das Garmin Montana erlaubt sehr genaue Einstellungen, welche Informationen der Karte bei welchen Zoomstufen sichtbar werden sollen und so kann ich dafür sorgen, dass ich alle wichtigen Informationen auch bei einer Zoomstufe von 5 km angezeigt bekomme, wobei ich auf dem Navi-Bildschirm dann bei senkrechter Ausrichtung schon um die 25-30 km vorausschauen kann, bei gleichzeitiger Anzeige von 4 Datenfelder über der Karte.

 

Allerdings mag sich jetzt der aufmerksame Leser fragen, ob die Karte dann nicht bei einer Fahrt in der Stadt zur Katastrophe wird, wenn ich ständig alle Informationen eingeblendet bekomme, sobald ich bei einer Zoomstufe von 5 km oder kleiner bin. Das stimmt wohl! Also...

 

Schnelle und einfache Einstellung der Detailtiefe der Karte

Dieser Punkt ist sehr wichtig und hier wird das Garmin Montana letztlich zum Komfortmonster. Zugegeben, ich habe ein paar Tage damit verbracht, mich einzuarbeiten und alles optimal einzustellen und auch in Namibia habe ich anhand der gesammelten Praxiserfahrungen noch einmal manches umgestellt. Am Ende habe ich das für mich perfekte Setup gefunden.

 

Das Garmin Montana erlaubt einem alles, aber auch wirklich alles einzustellen. Angefangen von den Symbolen auf dem Startbildschirm, bis hin zu Einstellungen ob das Display beim Querhalten des Geräts mitdreht, oder senkrecht bleibt, bis eben hin zu den erwähnten Detailstufen und vielem, vielem mehr.

Was dieses Navi nun aber wirklich zum Schweizer Taschenmesser macht, ist die Möglichkeit, diese kompletten Einstellungen als ein Profil zu speichern und mit wenigen Eingaben zwischen mehreren Profilen zu wechseln!

 

So war es dann möglich, ein Profil für Fahrten über Land einzustellen und ein anderes für Fahrten in der Stadt, jeweils mit der optimalen Informationsmenge auf dem Display. Sobald wir uns einer Stadt näherten und in dieser navigieren wollten, war es mit wenigen Eingaben möglich, auf das Stadt-Profil zu wechseln, bzw. bei Ausfahrt aus der Stadt wieder zurück. Perfekt!

 

Ich habe mir noch weitere Profile eingerichtet, doch zur konkreten Einrichtung die ich vorgenommen habe, schreibe ich in einem weiteren Blog-Artikel noch Genaueres.

 

Planung und Änderung von Routen möglich

Der letzte Punkt dessen Wichtigkeit man nicht hoch genug einschätzen kann. Am PC ist es relativ einfach, eine Route von A nach B zu planen. Allerdings läuft eine Fahrt z.B. in Namibia natürlich nicht so einfach ab wie die Fahrt zu einem Arzttermin. Ich will ja nicht einfach nur von A nach B kommen. Ich möchte z.B. einen weiten Umweg durch schöne Landstriche nehmen und hierzu sind verschiedene Zwischenziele nötig, die keine Adresse haben, sondern einfach von der Karte auswählbar sein müssen. Am PC ist so etwas relativ einfach zusammengeklickt und auf dem Navi lassen sich natürlich auch jede Menge solcher vorgeplanter Routen ablegen. Wir haben dies auch z.B. für jede Etappe unserer Namibia-Reise gemacht.

 

Wir haben aber auch in Namibia einmal vor Ort eine ganz neue Route geplant, nachdem wir von anderen Reisenden eine Empfehlung für eine landschaftlich besonders schöne Strecke bekommen haben. Diese Route mussten wir dann am Navi durchplanen oder man hat einen Laptop dabei. Eben diesen hatten wir aber zuhause gelassen, weil wir nicht noch mehr teure und zudem dann noch empfindliche Geräte dabei haben wollten, die wir dann auch nur sporadisch benutzen würden.

 

Am Garmin Montana 610 lassen sich Routen recht komfortabel planen und so waren wir auch hier zufrieden.

 

 

Also, wie ihr seht wurde es das Garmin Montana 610 für uns. Hier seht ihr es mit einer Tasche die wir uns noch besorgt haben, der Autohalterung mit eingebautem Lautsprecher und Saugnapf und dem 12 Volt Ladekabel.

 

Das Garmin Montana hat eine recht schlaue Lösung für die Stromversorgung. Das Gerät kommt mit einem Lithium-Ionen Akku, der im Batteriefach sitzt. Man kann es entweder mit diesem betreiben oder aber mit 3 Akkus oder Batterien der Größe AA. Der Lithium-Ionen Akku wird während der Fahrt geladen, wenn das Gerät in der Autohalterung sitzt. AA-Akkus nicht. Macht aber nichts, denn der Lithium-Ionen Akku hat immer ausreichend Power gehabt, auch wenn wir an der Campsite mal eine ausgedehnte Planung für den nächsten Tag am Gerät vorgenommen haben und zur Not hätten wir ja immer noch auf AA-Akkus oder Batterien ausweichen können.

 

Man liest über die Vorgänger Modellreihe der Montanas in Foren oft von Stabilitätsproblemen, allerdings hat die zweite Generation mit der aktuellen Firmware offenbar keine Schwierigkeiten mehr. Einmal hat sich das Gerät bei uns selbständig neu gestartet, aber das war nicht schlimm. Ansonsten war es sehr robust und hat immer brav seinen Dienst getan.

 

Bemerkenswert fand ich auch, wir krass das Navi doch auf den Waschbrettpisten Namibias durchgerüttelt wurde, ohne dass es auch nur einmal ein Problem gab. Auch hat sich der Saugnapf bei uns nie gelöst.

Um das Navi aber nicht unnötigem Hitzestress in der Windschutzscheibe auszusetzen, denn dies mag eigentlich kein elektronisches Gerät, haben wir immer die Klima über die Scheibe laufen lassen, damit das Navi gekühlt wurde. Ich denke diese Taktik hat sich bewährt, denn wir hatten keinerlei Ausfälle.

 

Eines sei noch angemerkt. Das Montana hat kein kapazitives Display, sondern ein resistives. Dies bedingt, dass das Display nicht aus Glas sondern aus Kunststoff ist. Kapazitive Displays reagieren wie am Handy auf Berührung, resistive aber auf Druck. Beim Montana ist zur Bedienung nur ein sehr leichter Druck nötig und auch Ziehbewegungen sind kein Problem. Das Gerät reagiert ziemlich flott. Soweit also kein Nachteil!

Ein resistives Display hat zudem Vorteile bei Regen, da es nicht auf Regentropfen reagiert, ein kapazitives aber schon.

 

Der Nachteil ist leider das Kunststoffdisplay, denn es ist kratzempfindlicher als Glas. Wenn ihr also in sandiger Umgebung seid, nehmt euch vor dem Staub in Acht! Der Staub hat ein unheimliches Potential zu kratzen, also immer schön mit sauberen Fingern auf das Display und das Display nie einfach sauber wischen, sondern erst abpusten, oder mit einem Pinsel vom Staub befreien. Fotografen dürften in der Regel einen Pinsel und einen Blasebalg dabei haben, die eignen sich perfekt. So habt ihr noch lange Freude an einem unverkratzten Display.

 

Soviel nun also zu meinen Überlegungen, welches Navi am besten geeignet ist um Reisen in entfernte Länder zu unternehmen und wie wir zu unserer Entscheidung kamen.

 

Im zweiten Blog-Artikel zum Thema erzähle ich dann im Detail wie ich das Gerät eingerichtet habe, das dürfte dem ein oder anderen hoffentlich ein gute Hilfestellung sein und die Einrichtzeit verkürzen.

 

LG Tom

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