Ein Kurzurlaub in Frankreich

Dieses Jahr stand unser Urlaub unter keinem guten Stern. Zuerst fiel der geplante Gomera-Urlaub wegen Covid-19 aus, aber wir schauten nach vorn auf unseren geplanten 4-wöchigen Urlaub in Norwegen Ende August, bibberten jedoch, ob uns Norwegen überhaupt reinlassen würde, um dann Hoffnung zu schöpfen, nachdem die Grenzen offen waren. Diese Hoffnung jedoch wurde dann leider auch wieder aufgrund einer dringend anstehenden OP bei Tom zunichte gemacht. Gesundheit geht natürlich vor und Norwegen wird auch nächstes Jahr noch existieren, aber irgendwie brauchten wir jetzt nochmal wenigstens 2 freie Wochen um abzuschalten, denn unser letzter längerer Urlaub lag nun schon über ein Jahr zurück und wir liefen, wie man so schön sagt, ziemlich auf dem Zahnfleisch!
Frankreich kam uns als Ziel in den Sinn, denn in den Vogesen fühlten wir uns wohl und das französische Jura war auch eine Option, die wir noch nicht kannten. Natürlich wussten wir, dass wir nun etwas taten, wovor wir uns im Normalfall absolut hüten, nämlich zur Hauptreisezeit und in den Ferien unterwegs zu sein, aber uns blieb keine Wahl, wenn wir noch ein paar Tage unterwegs sein wollten. Also auf ins Camperchen und bei verrückten 34 Grad die Klimaanlage quälen.

 

 

 

Auf der Autobahn sahen wir plötzlich schwarze und weiße Rauchwolken und kurze Zeit später auch die Ursache, ein brennendes Fahrzeug. Die Polizei sperrte die Autobahn und nachdem einige LKW-Fahrer auf die Rettungsgasse hingewiesen werden mussten, kam nach langer Zeit auch die Feuerwehr, um den Brand zu löschen. Letzteres klappt gut und schnell, aber vom armen Fahrzeug war nicht wirklich viel übriggeblieben.

 

 

 

Die armen Autobesitzer, sowas wünscht man wirklich niemandem! Nachdem die Unfallstelle sicher passierbar war, gab die Polizei die Strecke wieder frei und wir konnten unsere Fahrt fortsetzen. Wir planten aufgrund der großen Hitze einen Zwischenstopp im Wald ein und aßen dort ein paar Kleinigkeiten zum Nachmittag, dann ging es auf zum Hohneck!

 

 

 

Dort angekommen, staunten wir nicht schlecht ob der Masse an Menschen die da unterwegs waren. Bisher kannten wir die Gegend nur aus der Nebensaison bei teilweise schlechtem Wetter und Kälte und wir waren oftmals beinahe alleine unterwegs. Im Sommer können die Autos aber sogar bis ganz nach oben fahren, was viele auch in Anspruch nehmen und was natürlich einfacher ist als das zu Fuß gehen. Außerdem scheint das Hohneck ein sehr beliebter Picknickplatz für den Sonnenuntergang zu sein. Egal, wir suchten uns ein halbwegs ruhiges Plätzchen, weil wir unsere Drohne fliegen lassen wollten.


Zum Thema Drohne noch ein paar Worte vorab. Ja, wir wissen um die polarisierende Wirkung dieses Themas und können auch verstehen, wenn viele Leute Drohnen kritisch sehen. Leider halten sich immer noch viele Leute nicht an die geltenden Regeln, respektieren die Privatsphäre anderer Menschen nicht, oder gefährden diese im schlimmsten Falle sogar, mal ganz abgesehen von der Störung die man mit so einem Gerät bei Tieren verursachen kann.
Genau deshalb war es uns wichtig, dass wir das Fliegen vor Benutzung vorher so gut lernen, dass wir mit der Drohne sicher umgehen können und zudem haben wir uns eingehend mit den geltenden Regeln und Gesetzen beschäftigt, für Frankreich verschiedene Online-Schulungen und Tests absolviert und haben uns darüber informiert, wo wir mit der Drohne überhaupt fliegen dürfen. Hilfreich ist für Frankreich die Webseite https://www.geoportail.gouv.fr/donnees/restrictions-pour-drones-de-loisir, auf der in einer Karte genau markiert ist, in welchen Gebieten man überhaupt sowie bis zu welcher Höhe fliegen darf. Für uns im Vorhinein überraschend, war das Fliegen mit der Drohne am Hohneck erlaubt - mit einer Höhenbeschränkung von 50 Metern. Was natürlich verboten ist und von uns selbstredend beachtet wird, ist das Fliegen der Drohne über Menschen oder Tiere wie die Gämsen. Wir hielten also einen gehörigen Abstand zu sowohl dem ein als auch dem anderen Lebewesen.

 

Tom machte ein paar Aufnahmen und nach 1-2 kurzen Flügen packte er das Teil wieder ein - wir wollten gerne zum Sonnenaufgang wieder hierherkommen und hofften auch auf etwas mehr Einsamkeit.  Ich packte noch mein Tele aus und versuchte mich an einer Pflanze zum Sonnenuntergang, dann ging es zum Stellplatz Col de la Schlucht.

 

 

 

Wir staunten nicht schlecht, denn wo sonst nicht mehr als 1-2 Camper standen, war diesmal der gesamte neu gebaute Stellplatz proppenvoll mit weißen Wohnmobilen jeder Art. Die Vogesen scheinen im Sommer sowieso ein begehrter Ort zum Wander-, Rad- oder Motorradurlaub zu sein. Corona hat das Ganze mit Sicherheit noch verstärkt, denn Urlaub mit dem Wohnmobil ist dieses Jahr die beliebteste Reisevariante - nicht nur in Frankreich.
Die Nacht war erfrischend kühl und am nächsten Morgen ging es um 5 Uhr raus zum Hohneck. Auch hier waren wir überrascht, wie viele Menschen sich zum Sonnenaufgang einfanden. Im Minutentakt fuhren Autos nach ganz oben und auch dort wo wir hingelaufen waren, fanden sich recht bald weitere Menschen ein. Trotzdem fanden wir noch ein Fleckchen, wo wir ansonsten niemanden stören würden und ließen hier die Drohne fliegen. Nach kurzer Zeit war das gute Licht bereits weg und es kündigte sich die Knallsonne für den restlichen Tag an und so beschlossen wir einzupacken und uns ein schönes Frühstück zu besorgen.

 

Musik von Musicfox

 

Über kleinere Straßen fuhren wir zum Ort Beulotte-St-Laurent, um dort eine Wanderung auf der Hochebene der Tausend Seen (eigentlich sind es "nur" 850) zu unternehmen. Der kleine Parkplatz war bereits recht voll von wanderwilligen Gesellen, doch wir fanden noch einen Schattenplatz für unser Camperchen. Die Tour war schön, doch bei heißen 35 Grad sehr schweißtreibend. Gerade der letzte Abschnitt auf Teer zurück zum Ort und zum Parkplatz strahlte noch einmal sehr viel Hitze aus. So war die Tour zwar eigentlich nicht anspruchsvoll, aber durch die Hitze dann letztlich doch anstrengender als gedacht.

 

 

 

Wir suchten nun längere Zeit nach einem Campingplatz mit Schatten und stellten fest, dass das trotz diverser Apps und Internet nicht immer besonders einfach ist. Nach einiger Zeit des Suchens fanden wir einen Campingplatz mit angrenzenden schattigen Stellplätzen an einem Fluss, der für uns perfekt aussah,  Camping Verte-Rive in Cromary. Als wir ankamen, war genau noch ein Stellplatz unter großen Bäumen frei, den wir natürlich sofort anpeilten - sehr schön. Die Betreiberin des Campingplatzes sprach auch noch Deutsch und sagte locker, stellt euch hin und zahlt irgendwann, wenn es euch passt. Duschen etc. könnt ihr jederzeit ohne Münzen benutzen. So locker waren wir bislang noch auf keinem Campingplatz empfangen worden. Sehr angenehm!
Wir nutzten sogleich die Duschen, packten unsere Stühle und unseren Tisch (Premiere!) aus und relaxten. Es waren immer noch 36 Grad, es ging kein Lüftchen und wir wollten möglichst keinen Finger mehr rühren, weil jegliche winzige Aktivität sofort in Schweißausbrüchen mündete. Nach einem Salat wurde es abends endlich ein ganz klein wenig kühler und wir beendeten den Abend mit einem Spaziergang im angrenzenden kleinen Örtchen Cromary, das wir total schnucklig fanden.

 

 

Am nächsten Tag fuhren wir zunächst nach Besancon um ein paar Erledigungen zu machen, dann ging es weiter nach Planches pres Arbois im Jura. Mittags fanden wir einen schönen Platz bei sehr hübschen und versteckten Kaskaden wo wir eine Pause machten, dann fuhren wir weiter zu den Cascades des Tufs und waren erschrocken über die Menge parkender Autos dort. Eigentlich wollten wir auch nur einen kurzen Blick auf die Kaskaden werfen, weil wir sowieso geplant hatten, hier zum Sonnenaufgang herzufahren, um unsere Ruhe zu haben, aber bei den Menschenmassen ließen wir das erstmal.

Der kleine Ort war regelrecht überschwemmt mit Autos die alles zuparkten und Unmengen Menschen die sich durch die engen Gassen schoben. Auch hier bot sich uns also das gleiche Bild wie andernorts. Ganz Frankreich schien auf den Beinen (bzw. im Camper) zu sein und natürlich besuchten alle Menschen eben die Orte, die auch wir als lohnenswert eingeplant hatten.

So ging es für uns dann zunächst zu einem Schattenplatz am Waldrand, wo wir die nächsten Schritte planen wollten. Nach einiger Zeit hörten wir ein Knacken und letztlich ein lautes Muuuhhh hinter uns und mussten lachen, als wir auf der Wiese hinter unserem Camper eine Kuhherde sahen, die sich dort neugierig eingefunden hatte um uns zu beäugen.

Wir beschlossen in höhere Lagen zu fahren um der dauernden Hitze ein Bisschen zu entkommen und uns einen Stellplatz zu suchen. Schon wieder waren wir bei 36 Grad und wir lechzten nach ein paar Grad weniger und einem kleinen Lüftchen. Im Jura machten wir dann eine kleine Rundfahrt und wir stellen fest, dass wir natürlich nicht die einzigen waren, die jetzt in die Höhe wollten. Ein Wohnmobil nach dem anderen - zwischendurch Autos, Autos, Autos und Motorräder. Trotz allem hatten wir nicht gedacht, dass es so voll sein würde - wir waren so langsam etwas desillusioniert ob wir nochmal irgendeinen Flecken für uns alleine haben würden und so versuchten wir abends erst einmal, einen Stellplatz für die Nacht zu finden.

Dass wir keinen Schattenplatz finden würden, war uns irgendwie schon klar, nachdem wir uns die Stellplätze in der App angesehen hatten. Aber auch jeder Sonnen-Stellplatz war brechend voll mit Wohnmobilen - wir fuhren mehrere an, bekamen aber keinen freien Platz - nirgends! Irgendwann war uns klar, dass das heute nichts wird mit einem Stell- oder Campingplatz und wir suchten uns einen Ort im Wald, an dem wir nächtigen konnten. Aber auch an dem Platz den wir uns ausgesucht hatten, standen bereits mehrere Wohnmobile eng gedrängt und wir hatten jetzt langsam richtig die Nase voll von der Menge an Leuten und stellten uns letztendlich an den Waldrand in einen Seitenweg. In Frankreich darf man eigentlich nicht wild stehen und es kann dort auch zu ordentlichen Strafen kommen, aber was will man machen, wenn keine Plätze mehr frei sind?

 

 

 

Wir fuhren nach Baume-les-Messieurs, um dort eine Wanderung zu unternehmen. Das Dörfchen, das in den Reiseführern als einer der schönsten Orte im Jura betitelt wird, war bereits morgens voll mit Touristen. Wir fanden auf dem Parkplatz zur Wanderung außerhalb des Ortes noch einen Schattenplatz und stiefelten von dort aus auf die Felsen. Zum Glück kamen nicht viele auf die Idee, bei deutlich über 30 Grad diese Wanderung zu unternehmen, so dass wir zunächst ein bisschen unsere Ruhe hatten. Der Weg nach oben war sehr schön, die Aussicht von oben ebenfalls und dann ging es über einen steilen Abstieg unten am Fluss entlang wieder zum Wanderparkplatz.

Eigentlich - denn der Fluss führte kein bisschen Wasser mehr! Wahnsinn, die Kaskaden waren komplett ausgetrocknet und nach unserem Eindruck sah es nicht so aus, als ob dies hier regelmäßig passierte, wahrscheinlich schauten wir hier dem Klimawandel schon tief in die Augen.

Auf dem engen Pfad begegneten uns nun immer mehr Leute, denen Corona und die entsprechenden Regeln scheinbar ziemlich egal waren, denn nur sehr wenige machten Platz und versuchten, ein bisschen Abstand zu halten. So waren wir froh, als wir wieder beim Camperchen ankamen und suchten uns in Arbois auf dem städtischen Campingplatz einen Stellplatz im Schatten. Es ging wieder kein Lüftchen bei 36 Grad, aber wir konnten duschen und setzten uns mit unseren Stühlen vors Auto. Nebenan im nächsten Camper lief bei offenen Türen und Fensterns laut der Fernseher und zwischendurch wurde krächzend mitgesungen. Irgendwie eine komische Atmosphäre - den Nachbarn bekamen wir den ganzen Abend nicht zu sehen, aber ímmerhin war er gut zu hören. Trotz allem schliefen wir bei Hitze und den Lauten von nebenan irgendwann ein.

 

 

 

Morgens um 5 Uhr raus aus den Federn und zu den Cascade des Tufs, die wir gerne fotografieren wollten bevor die Massen eintrafen. Doch wir fanden auf einmal keine Straße mehr dorthin - alle Wege schienen gesperrt oder waren Baustelle mit Sackgasse. Irgendwie unverständlich, denn erst zwei Tage zuvor waren wir ja dort und hatten nur aufgrund der Mengen an Leuten Reißaus genommen.
Irgendwann kamen wir dann an den einzigen Weg, der noch zu den Kaskaden führt. Vor Ort wurde uns dann aber schnell klar, dass die gesamten Kaskaden und der Ort für Besucher gesperrt worden waren.

Wir entzifferten die Beschriftung auf der Absperrung und stellten fest, dass aus Hygienischen Gründen und aufgrund der Menschenmassen der Ort für den Tourismus gesperrt worden war. Nach Recherchen im Internet konnten wir dann ersehen, dass die Kaskaden teilweise von mehreren Tausend Menschen pro Tag besucht wurden, die Einfahrten und Garagen der Anwohner zuparkten, ihren Müll einfach liegen ließen und die Anwohner gehörig die Nase voll von diesem Zustand hatten. Absolut verständlich aus unserer Sicht, aber enttäuschend war es trotzdem, das frühe Aufstehen für die Katz' und das respektlose Verhalten von Menschen in Coronazeiten der Natur und anderen Menschen gegenüber ist für uns einfach unverständlich.
Wir hatten die Nase jetzt langsam voll - die Hitze machte mürbe - es sollten heute wieder 36 Grad werden - wir wussten auch langsam nicht mehr wohin, weil einfach jeder Ort überlaufen zu sein schien und so beschlossen wir, erst einmal wieder zum Hohneck zu fahren. Dort waren es wenigstens ein paar Grad kühler. Auf dem Weg dorthin gerieten wir noch in ein Gewitter mit immer größer werdenden Hagelkörnern, so dass wir uns kurz an einer ehemaligen Tankstelle unterstellten, um möglichen Schäden am Camperchen zu entgehen.

Später dann am Hohneck angekommen, war es ungefähr so wie auf dem Feldberg im Taunus an einem schönen Sonntag. Im Sekundentakt Autos und Motorräder, am liebsten mit Vollgas - der Lärm war unglaublich. Wir stellten uns noch einmal auf den Stellplatz Col de la Schlucht und legten uns die Karten. Die Hitze, die Massen an Menschen, die unterwegs waren, die ständige Suche nach Schatten. Fotografisch war nicht viel zu holen - die Drohne konnte man bei den Menschenmengen natürlich auch nicht fliegen lassen - wir waren uns einig, dass wir unseren Urlaub in Frankreich jetzt beenden wollten und nach Hause fahren, um von dort aus Wanderungen und Tagesausflüge zu unternehmen. Das fühlte sich einfach besser an als das, was wir aktuell jeden Tag erlebten.
Versteht uns nicht falsch, es sei jedem gegönnt, der jetzt im In- oder Ausland unterwegs ist. Die meisten Menschen fühlen sich auch noch in der Enge und mit vielen anderen Menschen wohl. Wir suchen aber immer die Einsamkeit und die finden wir dieses Jahr einfach nicht - weder zu Coronazeiten noch in Europa zur Hauptreisezeit - egal zu welcher Uhrzeit. Die permanente Hitze, die einfach nicht unseres ist, kam zermürbend dazu. Deshalb war für uns die Beendigung des Urlaubs, auf den wir uns über ein Jahr sehr gefreut hatten und den wir auch dringend nötig gehabt hätten zwar bitter, aber die einzig richtige Konsequenz.

Wir verbrachten dann zu Hause noch einige schöne Tage und haben ein paar tolle Wanderungen unternommen und es uns gutgehen lassen. Jetzt kommt für Tom leider eine hässliche Zeit, denn im steht jetzt eine OP und eine längere Ausfallzeit bevor und so bleiben uns zumindest ein paar schöne Erinnerungen an den Sonnenauf- und -untergang am Hohneck.

 

LG Heike

 

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