Knorpelschaden im Knie - Zwischenbericht

Der erste Teil meines Berichtes, schilderte wie es zu meinem Knorpelschaden im Knie kam, wie sich dieser äußerte und diagnostiziert wurde und wie ich letztlich operiert wurde. Etwa 8 Wochen nach der zweiten OP, also nach etwa 2 Drittel meiner Rehaphase endete der Bericht und mittlerweile ist es an der Zeit, für einen kurzen Zwischenbericht!

 

 

Nochmal kurz zusammengefasst

Ich habe (hatte) einen Knorpelschaden Grad 3-4 auf der Rückseite der Kniescheibe. Um diesen zu reparieren, wurde bei mir eine ACT durchgeführt. Hierbei werden in einer ersten Operation Knorpelzellen endoskopisch aus dem Knie entnommen und mehrere Wochen lang in einem Labor angezüchtet. Heraus kommen sogenannte Knorpelzell-Sphäroide, an deren Oberfläche sich ein Haftprotein befindet. Diese Sphäroide wurden in meinem Fall in einer zweiten endoskopischen OP in den Defekt in meinem Kniescheibenknorpel eingefügt und hafteten dort aufgrund der speziellen Proteine.

 

Der weitere Ablauf war:

  • Kurz nach der OP hatte ich volle Bewegungsfreigabe für das Knie, durfte es aber nicht belasten.
  • Nach wenigen Tagen wurde ich entlassen und durfte von nun an das Knie mit 10kg Sohlendruck belasten. Ich sollte mit Krücken laufen und dabei normal mit dem rechten Bein laufen, ich durfte eben nur mit 10kg belasten, was sehr wenig ist. Diese Belastung sollte ich 2 Wochen durchführen.
  • Anschließend musste ich zwei weitere Wochen mit 20kg belasten.
  • Nach Ablauf dieser insgesamt 4 Wochen mit Krücken erfolgte der Übergang in die Vollbelastung, was nur Stehen und Gehen mit vollem Gewicht meint. Wir reden hier nicht von Wandern, Radfahren oder sonst irgendeinem Sport.
  • Insgesamt 6 Wochen ab der OP verwendete ich die Motorschiene um mein Bein über den Tag verteilt bis zu 4 Stunden bewegen zu lassen. Von anfänglichen 15° - 45° steigerte ich mich auf 0° - 115°
  • 3 Monate ab der OP stand auch 2 mal pro Woche Physiotherapie auf dem Programm.

Die Physiotherapie habe ich ohne Probleme erfolgreich abgeschlossen. Wir haben während der Physiotherapie keine Übungen durchgeführt, die den Oberschenkelmuskel aufbauen, denn diese hätten eine hohe Belastung im Knie bedeutet. Dadurch konnten wir den Muskelschwund nicht aufhalten und ich hatte am Ende der 3 Monate ein ganz schön dünnes Beinchen, vor allem in Anbetracht der Tatsache, dass ich vor den OPs Radtouren von bis zu 120 km mit Durchschnittsgeschwindigkeiten von an die 30 km/h gefahren bin und der linke Oberschenkelmuskel noch entsprechend aussah.

 

Kontrolltermin beim Operateur

Nach Ablauf der 3 Monate hatte ich einen Termin mit meinem Operateur der hochzufrieden mit dem Zustand war. Die Beweglichkeit des Knies wäre hervorragend und das Gelenk laufe absolut glatt, ohne jegliche Reibung. Ich durfte nun fortan wieder leichte Mittelgebirgswanderungen unternehmen und solle viel Radfahren. Wir waren uns einig, dass ich beim Radfahren, wie auch bei allen anderen Aktivitäten, zu hohe Drücke im Knie vermeiden solle, also beim Radfahren z.B. keine Berge fahren soll und auch sonst mit der Belastung vorsichtig sein soll.

 

Das erste Mal seit 1 Jahr und 8 Monaten auf dem Fahrrad - fast zumindest

Ja! So lange war ich nicht mehr Fahrrad gefahren und das hatte mich wirklich geschmerzt. Radfahren bedeutet mir sehr viel, weil ich mich hier auspowern kann, mein Herz-Kreislaufsystem trainieren kann, Stress abbauen kann und natürlich auch eine Menge Kalorien verbrenne.

Zuletzt konnte ich nicht mehr Radfahren, da das Knie bei jeder Umdrehung geknackt hatte und begann zu schmerzen.

Auch hatte ich ja mal auf dem Ergometer versucht zu fahren, aber auch dort, selbst bei niedrigsten Belastungen knackte es sofort.

Auch jetzt wollte ich es langsam angehen lassen, also stieg ich zu allererst aufs Ergometer und fuhr meine ersten 15 Minuten im Sattel auf niedrigster Stufe.

Wow!

Was für ein Gefühl!

Das Knie lief absolut glatt, kein Knacken, kein Reiben, nichts! Ich hielt die Hand auf die Kniescheibe, aber ich spürte nichts! Soweit schon mal gut. Klar, bei der OP wurde natürlich auch das Gelenk gesäubert, ausgefranste Knorpelränder geglättet, aber hey, diese Bewegung ging vorher überhaupt nicht mehr, jetzt aber schon. Ich steigerte mich in den nächsten Tagen, bis ich eine halbe Stunde auf dem Ergometer ohne Probleme fahren konnte. Alles mit ganz wenig Kraft natürlich.

 

Das erste Mal wieder auf dem Rad

Es war also soweit, raus mit dem Fahrrad aus dem Keller und los gehts.

Am 19.7.2018 fuhr ich 23 Minuten Fahrrad und legte 7 km zurück.

YEAH!

Anfangs fuhr ich alle paar Tage jeweils nur an die 30 Minuten und wirklich langsam. Bei jedem kleinen Lüftchen Gegenwind nahm ich sofort die Kraft raus und schaltete auf kleinere Gänge um das Knie nicht zu überlasten.

Es war ein tolles Gefühl wieder fahren zu können und das Knie lief ohne Probleme. Kein Knacken, kein Reiben, keine Reizung hinterher, keine Schmerzen.

 

Nachts schmerzt öfters mal der Muskel

Keine Schmerzen wie gesagt, jedenfalls nicht im Knie!

Der Oberschenkelmuskel hingegen jammerte öfters mal, besonders nachts. Ich denke dass ich mich ständig auf dem schmalen Grat zwischen Muskel aufbauen und abbauen bewegt habe und der Muskel davon schmerzte, jedenfalls habe ich dies auch bei anderen Leuten lesen können. Das war manchmal echt unangenehm, aber so ist es halt. Meine Physiotherapeutin sagte mir, dass sich der Muskel auch immer wieder verkürzt und verkrampft und ich den Muskel mit einem Nudelholz durchkneten könnte.

Das habe ich mehrere Male gemacht und es hat ziemlich gut funktioniert!

 

Nach und nach mehr Belastung

Nach etwa eineinhalb Monaten erhöhte ich meine Strecke auf 21 km und fuhr etwa eine Stunde.

Diese Strecke fahre ich bis jetzt regelmäßig, ich habe nur die Häufigkeit erhöht. Die Stecke ist nahezu komplett eben, keine Steigungen, nur der Gegenwind leistet Wiederstand.

Ich habe meinen Zeiten verbessert und erreiche wieder ganz nette Durchschnitte und fahre die Tour mittlerweile recht regelmäßig, auch mal an 3-4 Tagen hintereinander.

  • Juli - 87 km
  • August - 123 km
  • September - 187 km
  • Im Oktober - 270 km

Seit ein paar Wochen versuche ich nun etwas mehr Kraft aus dem linken, gesunden Bein wegzunehmen und mehr Kraft mit dem rechten zu leisten, um langsam wieder die Muskulatur aufzubauen.

Das ist ganz schön zäh!

Zum einen hängt der Automatismus das rechte Knie zu entlasten tief verwurzelt in meinem Kopf und ich muss wirklich aktiv dagegen angehen. Zum anderen ist es sehr mühsam den Muskel aufzubauen, gleichzeitig aber nicht zu viel Belastung ins Knie zu geben. Der Muskel nimmt aber langsam wieder zu, ist aber natürlich immer noch wesentlich schwächer als am anderen Bein.

Das macht aber nichts. Ich will sehr vorsichtig sein und hauptsächlich den Knorpel trainieren, massieren und mit Nährstoffen versorgen um den Wachstumsprozess zu unterstützen. Der Aufbau des Beinmuskels ist nicht mein Hauptaugenmerk.

 

Zwischenfazit

Ich bin zufrieden! Der Zustand meines Knies ist jetzt schon besser als vorher, der ganze Wachstumsprozess wird aber ja erst nächstes Jahr im Mai, also in weiteren 7 Monaten abgeschlossen sein. Es sind 6 Monate seit meiner OP vergangen, ich habe also noch nicht einmal die halbe Strecke hinter mir und trotzdem, es geht jetzt schon mehr als vorher!

Ich denke es ist sehr wichtig, nicht übermütig zu werden und dem Gelenk zu viel zuzumuten. Ich kann wieder Radtouren von 1 Stunde fahren, vielleicht demnächst auch etwas mehr und mich dabei ein Bisschen auspowern. Wanderungen im Odenwald habe ich bereits bis 18 km Länge absolviert, Fotografieren mit schwerem Rucksack geht ohne Probleme.

Ich bin weiterhin sehr vorsichtig beim Treppensteigen und auch wenn ich z.B. Getränkekisten in den Keller bringe, dann nur einzeln und oft mache ich die Schritte auch nur mit dem linken Bein, nicht mit dem rechten. Ich schone mein Knie also weiterhin bzw. belaste es nur sehr kontrolliert und ich denke, das geht noch eine Weile so weiter.

 

Im Mai schauen wir in das Überraschungsei

Da wird nämlich wieder ein MRT durchgeführt und dann wird sich zeigen, ob der Knorpel erfolgreich gewachsen ist. Drückt mir die Daumen, ich werden dann auf jeden Fall erneut berichten.

 

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Wenn Du also eine Frage hast, schick mir doch bitte eine Nachricht über unser Kontaktformular, danke.

 

An dieser Stelle möchte ich kurz darauf hinweisen, dass ich kein Arzt oder sonstiger Experte auf dem Fachgebiet der Therapie von Knorpelschäden im Knie bin. Ich gebe hier nur meinen Erfahrungsbericht, wie die ACT bei mir verlaufen ist, was ich alles beachtet habe und wie die Reha bei mir aussah.

Ich kann also bei Anfragen nur Auskunft geben, wie es in meinem Fall gelaufen ist, aber ich kann leider keine Ratschläge geben, ob und wie gegebenenfalls euer individueller Knieschaden therapierbar ist.

Jedem Leser der sich in einer ähnlichen Situation befindet wie ich, wünsche ich das Beste für sein Knie und gute Besserung! Hoffentlich erreichen wir alle wieder einen Zustand, in dem wir wie junge Hüpfer durch die Gegend springen können :-)

 

LG Tom