Namibia ganz nah - 4 Wochen unterwegs im Bushcamper - Teil 5

Im fünften Teil unseres Reiseberichts kommen wir nach Sesriem, jedoch zwang uns das Wetter hier zu einer kurzfristigen Änderung unserer Reiseplanung.

Auch wenn nicht alles glatt lief, bekamen wir letztlich eine Menge wunderschöne Eindrücke, dieser teils surrealen Landschaft.

 

 

 

27.5. Ein windiger Start in Klein Aus und Fahrt nach Sesriem

 

Wir wachten auf und hörten es rumpeln und heulen. Nachts hatte der Wind angefangen zu fetzen und an unserem Bushcamper zu zerren. Und kalt war es! Dabei hatten wir uns doch gerade so schön an die Wärme nachts gewöhnt. Wer unsere Gesichter sah, wusste, es bereitete uns heute definitiv kein Vergnügen, aus dem Bushcamper zu kriechen. Überall fetzte ein eisiger Wind und fand jede Ritze in unseren Klamotten. An Kaffee machen mit dem Gaskocher war gar nicht zu denken, was die Laune nicht unbedingt besser machte. Wir fuhren deshalb los und hielten irgendwann auf dem Weg nach Sesriem an, um an einem geschützten Plätzchen schnell im Stehen zu frühstücken.

 

 

Die Laune steigerte sich zum Glück exponentiell zu jedem eingenommenen heißen Schluck Kaffee. So, jetzt konnte es richtig losgehen! Die Landschaft war einfach wunderbar und wir nahmen den Abstecher über die D707 zwischen der Wüste und den Tirasbergen. Wieder hielten wir oft an, um die Landschaft zu bewundern und abzulichten. Immer wieder schöne Ausblicke auf unterschiedlich gefärbte Berge und Dünen. Und immer wieder viel Wind. Während es bei Klein Aus Vista noch um 6 Grad gewesen waren, nahmen die Temperaturen langsam zu und der Wind war zwar heftig, aber wenigstens warm.

 

 

Nach etlichen Stunden erreichten wir Sesriem, der Wind hatte wieder abgenommen,  wir bekamen Campsite 3 und parkten unseren Camper. Es war viel los, wie schon angenommen und gegenüber stand wieder ein Overlander. Aber es war klar, dass es hier an diesem sehr frequentierten Ort wohl nicht besonders ruhig werden würde. Während wir Salat aßen, nahm der Wind schlagartig extrem zu. Wir packten gerade noch alles weg und dann fetzte es so richtig los. An draußen-sitzen war eigentlich nicht mehr zu denken, obwohl manche tatsächlich noch draußen ausharrten. Der Sand kroch in alle Löcher und Ritzen. Und so sah dann auch die Nacht aus.

 

 

28.5. Sand, Sand, Sand - Wir ergreifen die Flucht!

 

Es rüttelte und schüttelte den Bushcamper, überall schlugen Teile aufeinander, unsere Stäbe vom Regenschutz fielen ab und es stürmte. Nachts ging ich noch auf die Toilette und hatte sofort Sand überall. Es war klar, dass es mit unserer Ballonfahrt, die wir geschenkt bekommen und auf die wir uns sehr gefreut hatten , nichts werden konnte. Da wir dachten, dass eventuell trotzdem jemand um 5 Uhr vorbei kommen würde, um Bescheid zu geben, hielt sich Tom morgens trotz Sandsturm am Meetingpoint von Sesriem auf, aber es erschien genau niemand. Also wieder ins Bett, aber schlafen konnte man bei dem Lärm auch nicht. Wir standen dann auf, um uns herum fetzte der Sand. So wollten wir nicht ins Vlei, wir hätten noch nicht mal unsere Kamera ausgepackt - aus Angst, sie würde versanden. Also erstmal Kaffee trinken im Restaurant. Von einigen Zelten des gegenüberliegenden Overlander-Trupps waren nur noch Zeltwandfetzen und ein paar Stangen vorhanden. Ok, die hatte es definitiv schlechter getroffen als uns.

 

Wir machten nur zwei Handybilder von dem Sandsturm. Immerhin bekommt man einen Eindruck davon.

 

 

Wir konnten hier nun wenig unternehmen außer das Sossusvlei komplett mit dem Auto zu erkunden oder auf der Campsite im Bushcamper bleiben und beides wollten wir nicht. Also kam uns die Idee, für eine Nacht eine neue Bleibe zu suchen, da die Wetteraussichten für Sesriem auch für den heutigen Tag und die Nacht nicht besser waren. Zudem hatten wir für Sesriem und das Sossusvlei vier Nächte eingeplant, so dass wir auch noch einen Zeitpuffer hatten und nicht gezwungen waren, alles schnellstmöglich zu erkunden. Eine Nacht weniger ließ sich da ganz gut verschmerzen.

 

Jetzt machten sich das geliehene Satelliten-Telefon, die gute Karte und das GPS bezahlt!
Wir riefen also im Rostock Ritz an, wo aber auch einiges an Wind herrschte und telefonierten anschließend mit BüllsPort. Dort hieß es, es gebe nicht viel Wind, weshalb wir uns entschlossen, dorthin auszuweichen. Dank des Bushcampers waren wir hier ja flexibel.
Wir fuhren zur BüllsPort Farm, um den Staub und dem Sand aus Sesriem zu entgehen. Zwischendurch fuhren wir durch den Zebra Mountain Park und bewunderten die grünen Flächen, die auf den Bergen ins Braunrote übergingen. Oft sahen wir Pavianherden direkt an der Straße, die allerdings ziemlich scheu waren und recht schnell abhauten, sobald das Auto langsamer wurde.

 

 

Nach einiger Zeit erreichten wir BüllsPort, ein Farmgelände direkt neben einigen Hügeln, fuhren dort hinein und fragten nach einer Campsite. Wir bezahlten und warteten auf Danny, der uns den Weg zur Campsite zeigen sollte. Eine Box mit Feuerholz, Anzünder, Schlüssel für Toilette und Dusche und eine Tüte für den Müll erhielten wir für 560 NDollar. Nicht ganz billig, aber man gönnt sich ja sonst nichts.

Dann kam Danny mit seinem Quad angepest und fuhr wieder raus aus dem Gelände auf die Straße. Ein Stück weit ging es dort entlang, bis auf der rechten Seite ein anderes Gate erschien. Bei dem jetzt folgenden Weg waren wir wieder einmal ganz froh über unseren Allradwagen, der uns über jedes Flussbett und größere Gestein brachte. Am Ende erreichten wir eine Campsite mit Dusche und Toilette einsam in den Hügeln gelegen (ok, die anderen Campsites waren in der Nähe, aber nicht besetzt), einem großen Tisch unter einem Dach und einer schönen großen Feuerstelle. Der Blick in die Landschaft war wunderschön. Danny zeigte uns noch den Donkey, der bereits mit Anzünder und Feuerholz versehen war und der die Dusche beheizen sollte und ließ uns dann alleine zurück.

 

Jetzt konnten wir das Auto komplett ausräumen und den Sand auskehren, der sich seinen Weg durch jede Ritze und jedes Loch gesucht hatte.

 

 

Auch unser Fluchtort wusste mit schönen Eindrücken zu gefallen.

 

 

Wir waren alleine. Und zwar ganz alleine. Außer uns, den Tieren und der Landschaft war hier nichts und wir genossen das Ambiente ausgiebig in der warmen Sonne. Tom war wieder nicht davon abzubringen, den nächsten größeren Hügel zu erkunden, während ich fleißig weiter an unserem Reisebericht rumdoktorte. Alle möglichen Vögel flatterten um uns herum und schauten sich die Neuankömmlinge an. Als Tom später zurückkam, entdeckte ich eine Art Ratte mit buschigem Schwanz, die sich ohne Scheu bei der Grillstelle aufhielt.

 

 

Wir fotografierten, bis die Sonne hinter den Hügeln verschwand und genossen unseren Abend mit einem schönen Feuer und einem Tall horse Chardonnay. Nachts hörten wir verschiedentlich das Brüllen der Paviane. So schön kann Urlaub sein!

 

 

 

29.5. Zurück nach Sesriem

 

Kurz nach Sonnenaufgang standen wir auf. Es war ziemlich frisch, weil nun auch ein bisschen Wind wehte. Wir hatten schätzungsweise um die 8 oder 9 Grad. Da die Sonne länger brauchen würde, um über die Hügel zu kommen, zogen wir uns dick an und frühstückten im Schatten. Wir waren sehr froh, dass wir diesen Ausflug zu Büllsport gemacht hatten. Die Gegend hatte uns sehr gut gefallen und die Campsite war wunderschön gelegen. Nach dem Frühstück brachten wir Box und Schlüssel zur Farm und fuhren Richtung Sesriem zurück. 

Da wir auf ein paar Baboons hoffen, hielten wir die Kameras griffbereit auf unseren Beinen. Und es war wie immer. Wenn man sich auf etwas einstellt, passiert es dann nicht. Paviane sahen wir nur einmal kurz wegrennen. Die Mengen, die wir am Tag zuvor sahen, waren jetzt nicht mehr auffindbar.

 

 

In Solitaire machten wir wie wahrscheinlich jeder Touri Halt, um zu tanken. Der Geldautomat der Bank Windhoek nahm auch dankenswerterweise meine Maestro EC Karte an und ich konnte unsere Bargeldreserven etwas auffüllen. Die Bäckerei dort verkaufte uns ein paar Kekse und Stückchen (nein, wir sind nicht so der Apfelkuchen-Fan) und wir fuhren weiter zur Campsite. Glücklicherweise gab es dort keinen Sandsturm mehr, sondern nur noch einiges an Wind, was aber völlig ok war. Wir stellten unseren Wagen so auf, dass wir im Windschatten sitzen konnten und aßen erst einmal unsere Stückchen. Nach einem Anruf beim Balloon Flight Anbieter stellte sich heraus, dass es leider auch keine Ballonflüge am nächsten Tag geben würde. Damit hatte sich das Thema auch erledigt. Schade! Ich hatte bei jeder Namibia-Reise davon geträumt, die Wüste einmal von oben betrachten zu können. Die vorherigen Male wären wir gerne im Flugzeug geflogen und es kam kurzfristig kein Flug zustande. Der Ballonflug hätte dann noch den großen Vorteil gehabt, dass wir gut hätten fotografieren können, weil es keine verdreckten Fenster gibt. So wartet also dieser Traum darauf, zu einem anderen Zeitpunkt geträumt zu werden.

Wir fuhren ein Stückchen Richtung Sossusvlei und konnten im späten Nachmittagslicht Oryx-Antilopen und Springböcke beobachten. Es gab sogar vereinzelte grüne Stellen auf dem Weg, was inmitten der Wüste richtig schön aussah. Wir machen einige Bilder, allerdings reichte das Licht nicht mehr lange aus, so dass wir zurück fuhren.

Abends gingen wir in die Sossusvlei Lodge direkt hinter dem Main gate essen, mittags hatten wir dort reserviert. Am Buffet gab es eine riesige Menge Vorspeisen und Salate und wir aßen mit Genuss etliche davon. Danach gab es Gegrilltes und man konnte sich asiatisches Gemüse und/oder Fleisch ähnlich wie im Wok zusammenstellen lassen. Kugelrund und noch mit Dessert gefüllt rollten wir zurück ins Camp und fielen in unseren Bushcamper.

 

 

 

30.5. Windstille und wir haben das Deadvlei für uns alleine

 

5 Uhr raus aus dem Bett und fertigmachen. Es waren schon 12 Grad, unsere wärmste Nacht hier in Namibia bisher. Jetzt hinten in die Schlange eingereiht, die ins Vlei fahren wollte. Das Gate wurde pünktlich um 5.30 geöffnet und los ging es. Es war noch dunkel, aber langsam konnte man hinter sich erkennen, dass die Dunkelheit bereits in Dämmerung überging. Unsere Vorfreude wuchs.

Am 2x4 Parkplatz angekommen, verringerten wir den Reifendruck auf 1,6-1,8 bar und fuhren als beinahe erste Richtung Vlei. Jetzt bloß nicht anhalten im tiefen Sand. Tom fuhr tapfer seine ersten Kilometer im tieferen Sand und wir bewältigten die Strecke mit Bravour. Dort ging es gleich zu Fuß zu unserem Ziel - ins Dead Vlei. Ich hatte ganz vergessen, wie anstrengend das Laufen im tieferen Sand war, puh. Es waren schon 20 Grad und die warme Fleecejacke und Mütze waren dann doch zu viel des Guten. Also raus aus den Sachen - es war schon T-Shirt Wetter.

Das Vlei lag noch komplett im Schatten, aber langsam kam die Sonne hinter der Düne hervor. Wir fotografierten wie die Wilden, Tom mit Weitwinkel, ich bevorzugte zunächst das Tele. Es war einfach superschön, wie sich permanent das Licht und die Farben veränderten. Jeder von uns kannte die Bilder aus dem Vlei (ich war ja auch schon 2x hier), aber es war trotzdem ein ganz besonderes Gefühl, dort zu stehen in der Wüste mit den toten Bäumen und das tiefe Blau des Himmels mit dem intensiven Orangerot der Dünen wahrzunehmen.

 

 

Gegen kurz nach 8 Uhr hatte sich das Licht schon verändert und die schönsten Momente waren vorbei. Zudem wurde das Dead Vlei immer voller, so dass wir den Rückzug antraten, wobei man sagen musste, dass wir die Zeit des schönsten Lichts für uns alleine im Vlei hatten, weil die meisten Leute auf den Dünen geblieben waren und erst jetzt herunter kamen. Da es uns am Parkplatz zu sehr windete, fuhren wir zur Campsite zurück und frühstückten erst einmal ausgiebig und tief zufrieden im Windschatten. Im kleinen Store, der leider nicht viel Frisches, aber sonst einiges bot, kauften wir Vorräte ein und besorgten das Permit für die Blutkuppe, unsere nächste Station. Dann duschten und relaxten wir, bis wir gegen 14.30 Uhr wieder loszogen.

An einer Stelle entdeckte ich einige Blüten und holte das Makro raus, während Tom den Springböcken auf der anderen Straßenseite nachstellte. Es gab total interessante Pflanzen und kleine Insekten zu fotografieren. Angesichts der Dünen vergaß man leicht, wie toll die Welt des Mikrokosmos sein konnte. Auf jedem Meter konnte man Interessantes entdecken. 

Wir fuhren weiter, sahen Oryxantilopen und bestaunten wieder die Dünen mit ihren Details aus Licht und Schatten. Auf der Rückfahrt trafen wir wieder auf Trappen, die diesmal netterweise auch ein Trappenkonzert anstimmten. Trötend streckten sie ihre Hälse in den Himmel. Im letzten Licht fotografierten wir nochmal Oryx und Springböcke. Danach kehrten wir zur Campsite zurück und aßen eine Tütensuppe mit Brot und Käse. Man konnte ja nicht jeden Tag so schlemmen wie am Tag zuvor.

 

 

 

31.5. Unser letzter Tag in Sesriem

 

Heute ging es zum Sonnenaufgang zur Elim Düne. Alle anderen fuhren also schon vor uns los, bei uns ging es gemächlich gegen 6 Uhr zur Düne. Leider war es heute Nacht windstill, so dass noch beinahe alle Fußstapfen des vorherigen Tages zu sehen waren. Das Gras auf der Düne war größtenteils ziemlich kaputt. An den Grashalmen hielten sich in großer Menge Käfer oder Ameisen auf, ich konnte es wegen des noch nicht vorhandenen Lichts nicht erkennen. Tom konnte sich fotografisch mit der Düne nicht richtig anfreunden und stieg wieder hinab.

Ich fotografierte von oben in die Ferne und ein paar Gräser. Kurz bevor die Sonne anfing, Teile der Düne zu beleuchten, kam ein Auto und ein Pärchen stieg schnurstracks auf die Spitze der Düne. Eigentlich hatte ich darauf gehofft, die Düne mit Spitze im Licht fotografieren zu können, aber mit den zwei Leuten in leuchtblauer und roter Jacke fiel das aus. Aber gut, jeder möchte einen schönen Platz zum Sonnenaufgang ergattern und so suchte ich mir eben andere Motive.

Unten angekommen, zeigte mir Tom seine hervorragenden Springbock-Bilder, die er im Gegenlicht gemacht hatte.

 

 

Nach diesen letzten, schönen Erlebnissen in Sesriem, gingen wir noch zufrieden einen Kaffee trinken und machten uns auf den Weg zu unserer nächsten Etappe, von der ihr im sechsten Teil unseres Reiseberichts lest.

 

LG Heike

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Kommentare: 1
  • #1

    Jutta (Sonntag, 26 November 2017 16:08)

    Hallo ihr Beiden,
    ein schöner Reisebericht und tolle Fotos.
    Wir wollen entweder im Mai oder im Juni nach Namibia.
    Könnt ihr noch etwas mehr zu eurer Reisezeit sagen? Wann wurde es abends dunkel und morgens hell?
    Bitte an juwo52@gmx.de
    Danke und weiter schöne Reisen