Namibia ganz nah - 4 Wochen unterwegs im Bushcamper - Teil 7

Der siebte Teil unseres Reiseberichts führt uns in den Etosha Nationalpark, wo der Fokus auf der Tierfotografie liegen sollte.

 

 

 

4.6. Auf zum Etosha!

 

Morgens ging es also notgedrungen los über die Rüttelpiste und bald danach auf geteerter Strecke weiter nach Kamanjab. Dort hielten wir an der Engen Tankstelle und unterhielten uns sehr nett mit dem Service-Menschen. Die Tankstelle hatte einen netten Shop, an dem man kleinere Sachen kaufen kann. Dann weiter bis zum Galton Gate, mit de letztlichen Ziel Olifantsrus.

 

 

Dort suchten wir unsere Pässe. Während ich meinen wenig später in der Hand hielt, suchte Tom weiter .... und fand ihn nicht. Er durchsuchte den Rucksack, seine kleine Tasche, die Reisetasche, währenddessen ich die Eintrittsgebühren bezahlte. Der Pass fand sich einfach nicht. Leichte Panik kam auf. Ich mahlte mir in Gedanken aus, wie wir jetzt an einen neuen Pass gelangen. Eltern anrufen, Kopien irgendwohin beordern, Botschaft kontaktieren. Und das obwohl wir gerade in den Etosha wollten. Tom sah nun auch ziemlich panisch und ratlos aus, wusste aber nicht, wo er noch suchen sollte. Ich fragte, ob er mich mal suchen lassen wollte und wir fingen nochmal systematisch von vorne an. Kleine Tasche, nichts! Rucksack nichts! Doch halt... Tom fiel noch eine andere Innentasche in seinem Rucksack ein und unendliche Erleichterung machte sich breit, als sich Reisepass und internationaler Führerschein hier finden ließen. Das Horrorszenario in meinem Kopf löste sich langsam wieder auf und dann konnten wir endlich in den Etosha fahren. 65 km waren es bis nach Olifantsrus und wir sahen auf dem Weg zahlreiche Vögel, Antilopen und Warzenschweine. Leider auch jede Menge Riffels auf der Piste. Die könnte wirklich mal wieder bereinigt werden.

 

 

Gegen kurz nach 16 Uhr trafen wir im Camp ein, bekamen die Campsite Nr. 7 und waren erstmal nicht sooooo hochbegeistert. Die Campsites lagen nah beieinander, waren sehr eng gebaut - selbst für den doch nicht zu ausladend bemessenen Bushcamper und wir hatten eine Menge Leute um uns herum inklusive einer recht hohen Lautstärke. Kontrastprogramm zu den letzten Tagen. Tom war restlos bedient, nachdem die Duschen komplett unter Wasser gesetzt waren und duschte nicht, weil es keine Möglichkeit gab, die Klamotten irgendwo zu platzieren, wo sie trocken bleiben konnten, denn es war eng und es gab keine Duschvorhänge. In der Toilette gab es Discolicht, das schnell flackerte und einem den Eindruck verlieh, man hätte irgendeinen halluzinogenen Pilz eingenommen (jedenfalls stellte ich mir das so ähnlich vor), das Fleisch im Kiosk sah überhaupt nicht mehr vertrauenerweckend aus, in der Kühltruhe lagen halbe, gammelnde Paprika und man hatte den Eindruck, dass nicht so besonders viel Wert auf die Instandhaltung gelegt wird. Sehr schade das Ganze!

Abends gab es bei uns Nudeln mit Tomatensauce und Bier. Die französische Truppe von mehreren Leuten nebenan machte ordentlich Krach, so dass wir noch ans Wasserloch gingen. Dort gab es auch etwas zu sehen, allerdings war das Licht nicht gut genug, um auch noch erkennen zu können, was es genau war. Wir rätselten lange, ob es ein großer Vogel oder etwas anderes war, bis ES mit einem großen Satz im Busch verschwand und die Antwort auf immer und ewig ein Geheimnis bleiben wird.

Als wir abends noch unser Kochgeschirr am Wasserhahn der Campsite mit Wasser ausspülen wollten, bemerkten wir direkt zu unseren Füßen eine kleine Maus, die unerschrocken begierig das Wasser am Boden unter dem Hahn schleckte. Kurze Zeit später tauchte sogar eine zweite Maus auf und es gab ein kurzes Gerangel um das lebenswichtige Element. Auch Sattelschrecken trafen im Verlauf der Tage immer wieder ein und so wurde einem wieder einmal bewusst, wie wichtig ein bisschen Wasser in dieser Umgebung für die Tiere war.

 

 

5.6. Olifantsrus

 

Wir entschlossen uns zu einer Tour kurz nach Sonnenaufgang und sahen kurz darauf einige Schakale direkt auf der Straße stehen und liegen. Wir hatten das Glück, dass die Tiere aufstanden und näher kamen, vielleicht weil wir sie getrennt hatten, wie wir daraufhin bemerkten, denn hinter unserem Bushcamper sahen wir noch einen Schakal im Rückspiegel, auf den die Gruppe zu marschierte. Auf jeden Fall konnten wir sogar ein paar schöne Portraitaufnahmen von den hübschen Gesellen machen und waren sehr zufrieden mit unserem Tagesbeginn. Danach gab es die üblichen (aber immer hübschen) Etosha-Zebras und Springböcke zu verzeichnen. Die Strecken waren wieder ziemlich riffelig und wir fuhren nach einigen Wasserlöchern wieder zum Camp zurück.

 

 

Wir frühstückten und überlegten kurz, ob wir die Strecke durch den neu eröffneten Westen des Parks vielleicht außen umfahren sollten, da die Pisten teils so schlecht waren, dass man entweder mit 70 drüberheizen musste, was aber Beobachtungen unmöglich machte und sich außerdem wegen der zahlreichen Tiere schon verbot (ist ja auch nur 60 erlaubt und das kommt einem schon recht schnell vor). Oder man wackelte und rüttelte sich im Schritttempo durch den Park. Wir beschlossen, es mit der Rüttelpiste aufzunehmen, es konnte ja nicht bis zum Ende so weitergehen und außerdem waren wir ja hier wegen der Tiere und nicht wegen der Straßen.

Dann schnappten wir unsere Sachen und besetzten die besten Plätze am schönen Wasserloch. Dort verbrachten wir dann auch den gesamten Nachmittag bis nach Sonnenuntergang. Wir sahen jede Menge Zebras und Antilopen, Vögel und Warzenschweine und erholten uns in den ruhigen Stunden, unterbrochen immer mal von einem Schwätzchen mit anderen Reisenden. Hier lernten wir auch Adrian und Veronica von der Campsite neben uns etwas kennen. Die beiden waren uns aufgefallen, weil sie mit einem sehr cool und abgenutzt aussehenden alten 4x4 LKW aus den 70ern unterwegs sind. wir erfuhren, dass die beiden seit etwa 25 Jahren in Südafrika leben, vor 6 Jahren ihr Haus und ihren Besitz verkauft hatten, um ein Jahr lang durch Afrika zu reisen. Mittlerweile würden sie aber eine Guestfarm mit Weingut bei Kapstadt betreiben und insofern fiele der Urlaub zeitlich wieder spärlicher aus. So verbrachten wir zu viert den gesamten Tag am Wasserloch und konnten dann auch schön erleben, welche Vorgänge sich im Laufe eines Tages hier abspielen.

 

 

 

6.6. Von Olifanstrus nach Halali

 

Unsere Tour ging heute von Olifantsrus nach Halali. Wie üblich aufstehen zum Sonnenaufgang und abfahrbereit um Punkt 6.30 Uhr. Wir fuhren ein bisschen und sahen wieder Schakale in der Ferne auf der Straße. Links von mir entdeckte ich auf einmal eine Hyäne. Da wir die Schakale gestern schon so toll gesehen hatten, entschieden wir uns erstmal für das Neue - die Hyäne. Die Schakale heulten unterdessen laut und auch die Hyäne machte ihre gackernden Geräusche. Dann sahen wir, dass die Schakale nicht umsonst so laut heulten... Plötzlich lief mitten durch die Truppe eine große Katze hindurch, aber bis wir richtig checkten, dass es sich hier um einen Leoparden handelte, sahen wir nur noch die Schwanzspitze. Der Rest des Tieres verschwand im hohen Gras begleitet von lautem andauernden Schakalgeheul. Dann erblickten wir eine weitere Hyäne, die sich auch ganz nah bei den Schakalen aufhielt. Das war ja ein richtiger Auflauf hier heute Morgen.

Die Hyäne verschwand nach links ins Gras und entfernte sich langsam - wieder begleitet von lautem Schakalgeheul. Diese waren total aufgeregt, jaulten und schnüffelten herum und prüften, ob ihre Feinde sich auch wirklich entfernt hatten. Wir rätselten herum. Was hatten ein Leopard, zwei Hyänen und vier Schakale zusammen gemacht? Wurden die Schakale gejagt oder war es ein zufälliges Aufeinandertreffen? Vielleicht gab es in der Nähe auch einen Riss und jeder wollte einen Teil davon abbekommen? Wir konnten es nicht lösen das Rätsel, waren aber sehr froh um die interessanten Begegnungen und dass wir das Glück hatten, an diesen teilhaben zu können.

 

 

Nach einer kurzen Weile ging es weiter, bis wir vorne auf der Straße zwei Löwen entdeckten, die auf uns zukamen. Genauer gesagt ein junges Löwenmännchen mit noch nicht richtig ausgebildeter Mähne und ein Weibchen. Wir spekulierten, dass sie auf dem Weg ans nahe gelegene Wasserloch (das wir gerade erst verlassen hatten) waren, drehten auf dem Absatz wieder herum und fuhren schnell dorthin, nachdem die Löwen ins Gras abgewandert waren. Und in der Tat, kurz darauf sahen wir sie durchs hohe Gras kommen. Gut getarnt im gelben Gras und leicht geduckt, liefen sie zum Wasserloch und tranken ausgiebig, auch wenn sie dabei fast gänzlich vom Gras verdeckt waren. Was für ein Glück wir hatten!!

Dann legten sie sich hin. Da das Wasserloch nicht richtig Einblick gewährte, sahen wir nur noch Teile der Tiere und Bilder machen war damit sowieso vorbei. Wir blieben noch ein bisschen, aber bei den beiden tat sich rein gar nichts mehr. Als wir weiterfahren wollen, trafen wir auf einen Ranger, der uns aufforderte, wir sollten den weiteren Weg die Augen nach weiteren Löwen aufhalten...

 

 

Erstaunlich war anzusehen, wie diese großen Raubkatzen mit ihrer Umwelt verschmelzen konnten...

 

 

...sobald sie sich ins Gras legten.

 

 

Noch ganz aufgeregt von den Wahnsinnssichtungen heute morgen, zuckelten wir schön langsam vorwärts und schauten nach rechts und links unter die Bäume. Weit vorne auf der Straße sah ich einen Schatten. „Guck mal Tom. Könnte das was sein?“ „Nö, das ist der Schatten eines Baumes.“ Langsam fuhren wir weiter und blickten angestrengt nach rechts und links ins hohe Gras. Bis... ja bis sich der Baumschatten plätzlich bewegte und sich als wunderhübsches Löwenmännchen, das auf der Straße liegt, entpuppte.

Als wir ein Stück näher kamen, entdecken wir direkt neben dem einen Tier ein weiteres Männchen. Wir konnten unser Glück kaum fassen!! Schon wieder Löwen auf der Straße.

 

 

Wir fotografierten und fuhren gaaaaanz langsam auf die Tiere zu. Irgendwann hatten sie allerdings keine Lust mehr auf uns und standen gemächlich auf. Hinter uns fuhr der Ranger an unser Fenster heran und bestätigte uns nochmal, wie glücklich wir mit der Sichtung heute sein konnten.  Er meinte zu uns, dass viele Leute nicht früh aufstehen, sondern lieber erst ausgiebig frühstücken würden, was dann aber nicht unbedingt mehr zu den tollen Sichtungen führt. Können wir gar nicht verstehen. Für uns gab es ohnehin nichts Schöneres, als bereits angefüllt mit Eindrücken von einem schönen Morning Drive, um 10 Uhr gemütlich zu frühstücken. Das beste Licht ist dann sowieso vorbei, die Kontraste werden hart, die Farben flau und die Landschaft verliert an Tiefe.

 

 

Der Ranger fuhr weiter, die Löwen gingen ein winziges Stückchen ins Gras, legten sich hin und waren weg. Direkt neben der Straße war von den ca. 1 Meter daneben liegenden beiden großen Männchen rein gar nichts mehr zu sehen. Wobei… Stimmt nicht ganz. Wenn man ganz genau hinschaute, sah man ein klein bisschen Mähne im Wind wackeln. So wurde uns dann hier auch nochmal so richtig deutlich, dass das Aussteigeverbot im Etosha sehr wohl auch seine Berechtigung hatte, denn selbst ein ausgewachsener Löwe konnte in einem Meter Entfernung im Gras liegen, ohne dass man als zivilisationsgeplagter Zweibeiner auch nur die leiseste Ahnung hatte.

Glücklich und zufrieden fuhren wir weiter und hielten an einem der nächsten Wasserlöcher. Dort waren gerade Herden von Zebras und Gnus auf dem Weg und die Gnus gebärdeten sich recht übermütig. Sie rangelten und galoppierten, Es war eine Freude, ihnen dabei zuzusehen. Zusätzlich gab es einen großen Schwarm kleinerer Vögel zu beobachten. Der Schwarm setzte sich öfters kurz auf den Boden und flog dann wieder schöne Formationen. Ich probierte alles Mögliche mit längeren Belichtungszeiten aus.

 

 

Wow!

Alleine die erste Station im Etosha sowie die Fahrt nach Halali haben uns eine Unmenge fantastischer Eindrücke beschert und wir waren schon sehr zufrieden mit unserem Aufenthalt im Etosha.

Das Wasserloch in Halali sollte aber noch weitere, sehr schöne Erlebnisse für uns bereithalten, doch davon lest ihr im achten Teil unseres Reiseberichts.

 

LG Heike

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