Unterwegs im Westen Kanadas - Teil 2 - Von Bergen, Hörnchen und Sonnenuntergängen

Während wir im 1. Teil des Reiseberichts in Vancouver unterwegs waren, geht es jetzt in die Natur und wir besuchen den Manning Park mit seinen tierischen Bewohnern und genießen die ersten Aussichten der schönen Bergregionen. Summerland bezaubert uns danach mit einem fantastischem Sonnenuntergang.

 

 

08.09.

Der nächste Morgen beginnt damit, dass Tom seit der Nacht starke Magenschmerzen hat. Leider müssen wir heute auschecken, mit unseren Sachen mit der Bahn zum Flughafen fahren und unser Auto abholen, um zum Manning Park zu fahren. Auch ich fühle mich nicht ganz fit, habe Kopfschmerzen. Tom geht es allerdings richtig mies und er kann kaum stehen. Jeder Schritt schmerzt.

 

Wir gehen noch zum London Drugstore und bekommen dort Anti-Acid-Medikamente und Kamillentee. Tom wirft alles ein, im Hotel machen wir Kamillentee, der allerdings nicht lange in Toms Magen bleiben möchte. So ein Mist! Und das an diesem Tag, an dem wir durch die Gegend laufen und fahren müssen. Wir packen unseren Kram, checken aus und laufen Richtung Bahnstation. Heute fühlen sich unsere Trolleys an wie 80 kg schwer und auch die Rucksäcke mit Fotoequipment sind gefühlt nicht besonders leicht. Wir kaufen wieder Tickets für zwei Zonen , steigen in die nächste Bahn und fahren zum Flughafen. Dort haben wir bei Alamo ein intermediate size Auto gebucht. Als wir ankommen fragen wir, ob unser ganzes Zeug in den Wagen geht und der Mitarbeiter schüttelt eher zweifelnd den Kopf. Wir hatten uns das schon gedacht. Mit den beiden großen Rucksäcken, Stativen, Tüten mit Einkaufen und den Mordstrolleys sind wir doch mit ganz schön viel Gepäck unterwegs. Wir fragen nach einem Upgrade und bekommen für 300 Dollar Aufpreis einen großen SUV angeboten. Wir fackeln nicht lange und nehmen das Teil. Für drei Wochen Miete scheint uns der Aufpreis angemessen. 

 

Wir bekommen einen Nissan Pathfinder - ein ziemlich großes Teil. Ich meine allerdings, dass ich in Namibia so etwas schon mal gefahren bin. Wir stellen uns alles ein, verstauen unseren Kram und Tom fährt los. Unser mitgebrachtes Navi haben wir auf das nächste Ziel, den Manning Park, eingestellt. Nach einiger Zeit geht es Tom allerdings so schlecht, dass wir Fahrerwechsel machen. So fahre ich die Strecke. 

 

Die Fahrerei geht ganz gut, die Kanadier fahren recht relaxt Auto und ich kann mit dem Tempomat unsere Geschwindigkeit einstellen. Tom schläft neben mir und ich fahre durch graues Wetter (zeitweise regnet es auch) weiter. In Hope steige ich aus und frage einen Einheimischen, wo wir den nächsten Supermarkt finden. Der Mann ist supernett, erklärt mir das gleich, fragt dann, woher wir kommen und erzählt mir, dass er und seine Frau sich überlegen, B&B in seinem Haus anzubieten. Wir verabschieden uns mit Handschlag und ich bin froh über diese netten Kanadier.

 

Wir fahren zum Supermarkt und ich kaufe so viel magenschonendes Zeug wie möglich. Knäckebrot, Frischkäse, Instant-Gemüsesuppe, Karotten, Bananen. Für mich noch ein paar Kekse und weiter geht es. Die Gegend zum Manning Park sieht sehr schön aus mit den vielen Bergen drumherum. Heute ist das Wetter allerdings nicht gut, so dass alles wolkenverhangen ist und ich möchte einfach nur ankommen und Tom ins Bett verfrachten. 

 

Als wir das Manning Park Resort erreichen, kommt langsam die Sonne hervor. Zum Glück sind unsere Zimmer schon fertig und Tom isst ein bisschen Knäcke mit Frischkäse. Suppenwasser machen wir in der Kaffeemaschine heiß und danach legt er sich hin. Ich gehe raus und fange an die Kolkraben, die vor dem Resort Unfug treiben, zu fotografieren. Die Tiere sind absolut unerschrocken und kommen immer näher. Ich passe bereits auf mein Objektiv auf, denn die Tiere sind ordentlich groß und haben einen Mordsschnabel. Ich kann schöne Portraits machen und freue mich darüber :-)  

 

 

Dann fahre ich zum Cascade Lookout - 8 km über eine schlängelnde Straße auf den Berg. Auf der Fahrt nach oben sehe ich am Wegesrand ein paar Vögel, eine Art wilde Hühner, überlege noch, ob ich sie irgendwie aus dem Auto heraus fotografieren kann, aber das Auto ist zu hoch und die Tiere zu nah. Die Bilder von oben würden keinen umhauen. Außerdem denke ich, dass die Tiere sowieso abhauen würden. Am Cascade Lookout steige ich aus. Der Wind fetzt, außer mir ist keiner da und ich genieße den wunderschönen Ausblick auf die Berge rundum. Nur Stille, Wind und sonst gar nichts!

 

Wirklich nichts? Wie ich bereits aus dem Internet erfahren hatte, wuseln dann irgendwann um mich herum niedliche Chipmunks. Allerdings sind sie wirklich ziemlich flott unterwegs und ich habe keine Nüsschen dabei, so dass sie nicht wirklich nah herankommen oder still halten. Mit dem Asphaltuntergrund ist es auch nicht wirklich schön zu fotografieren. Ich mache also Fotos vom Ausblick und bin recht schnell ohne Futter auch keine Attraktion für die kleinen süßen Tierchen, so dass sich keines mehr blicken lässt. Ich fahre die Straße wieder runter und sehe dort erneut die Hühnchen stehen. Kurz entschlossen halte ich ca. 100 Meter entfernt an, steige aus und versuche mich den Tieren zu nähern. Diese nehmen keine Notiz von mir und lassen mich die ersten Bilder schießen. Ich gehe noch näher. Ein Hühnchen schaut jetzt, lässt mich aber noch näher herankommen. Ich mache meine Fotos von den Tieren, die die ganze Zeit mit glucksenden Lauten kommunizieren und mich nicht weiter beachten. Irgendwann erschreckt sich eins der Tiere über ein vorbeifahrendes Auto mit höherer Geschwindigkeit und sie hauen ab ins Gebüsch. Schade - ich hätte hier noch ewig weiter beobachten können. 

 

 

Ich fahre also weiter und nehme den Weg zu den Lightning Lakes. Dort sehe ich sofort an der Picknick Area kleine Chipmunks auf dem Boden rumwuseln. Fotografieren ist aber schwierig, sie sind weit weg und hauen recht schnell ab in ihre Löcher. Ich denke mir, dass ich das mit Tom zusammen am nächsten Tag nochmal probieren werde.

 

Am Ende des asphaltierten Weges sehe ich ein Eichhörnchen Tannenzweige sammeln und beobachte und fotografiere es. Irgendwann kommt ein wunderschöner dunkelblauer Vogel hinzu und ich freue mich über die Erlebnisse. 

 

Da ich heute hier nicht laufen möchte, fahre ich ein kurzes Stück zurück zum 20 Minutes Trail an einen kleinen See. Ein sehr schöner Pfad geht außenrum und ich zögere nicht, ihn zu nehmen. Ich bewundere die Moose und Flechten an den Bäumen, alles sieht sehr ursprünglich aus und überall sind ungewohnte Geräusche zu hören. Da ich, wie ein Schild an der Straße besagte, jetzt in "Bear in Area"-Gebiet bin, ist man ein bisschen aufmerksamer und schaut, woher die Geräusche kommen. Ich entdecke, dass die ziemlich lauten Keckergeräusche von den Eichhörnchen kommen und nicht von Vögeln. Es hört sich an wie Warnrufe, weil ich in ihr Gebiet eingedrungen bin. Der See liegt wunderschön und außer den Tiergeräuschen ist rein gar nichts zu hören. Die Stille tut so richtig gut und genau das ist es, weshalb wir nach Kanada gekommen sind. Ich genieße die gesamte Natur um mich herum und fühle mich wohl 😊

 

Ich umrunde den See, brauche aber locker eine Stunde, weil es so viel zu entdecken gibt. Am Ende des Trails sehe und höre ich wieder ein Eichhörnchen, hier wimmelt es von den Viechern. Ich bleibe stehen und es kommt immer näher auf einen Ast rund eineinhalb Meter von mir entfernt. Es starrt mich an. Ich starre zurück. Dann erschreckt es sich, gibt einen Schrei von sich und rast wieder nach oben. Von dort schaut es auf mich herab. Ich bewege mich nicht. Wieder kommt es zögernd näher und kommt noch näher. Dann erschreckt es sich wieder und entfernt sich mit einem quiekenden Schrei. Das ganze Spiel wiederholt sich sechs Mal. Am Ende kommt das Eichhörnchen bis auf einen Meter heran und rennt mit einem lauten Schrei an mir vorbei. Köstlich das Ganze. So etwas macht richtig Spaß.  

 

 

Ich fahre zurück zum Hotel. Tom geht es immer noch nicht gut, aber langsam wird es ein klein wenig besser. Wir futtern Knäcke und Frischkäse. Er bekommt noch eine Suppe und wir legen uns ins Bett und schlafen lange und ausgiebig bis zum nächsten Morgen.  

 

09.09.

Endlich geht es Tom deutlich besser, wir sind beide erleichtert, da wir heute schon weiterfahren müssen. Er bekommt das Übliche zu essen, ich mache mir einen Kaffee und schreibe ein bisschen am Bericht. Dann checken wir aus und fahren zum Cascade Lookout. Es ist kalt, Minus ein Grad, aber es weht kein Wind und wir fotografieren ausgiebig von dort oben. Keine Chipmunks zu sehen, die schlafen vielleicht noch.

 

 

Danach fahren wir zum Lightning Lake, weil wir dort den Trail laufen wollen. Der Pfad geht die ganze Zeit am See entlang und es ergeben sich ständig so schöne Ausblicke, dass wir für kleine Strecken schon ganz schön lange brauchen. Dann entdecken wir einen Eistaucher im See und Tom fotografiert das Tier so gut es geht. Sehr schön! Ein Stück weiter sehen wir drei Gänsesäger, die allerdings recht scheu sind und deshalb recht schnell verschwinden. Wir wissen immer gar nicht, ob wir jetzt das Weitwinkel oder das Tele auf der Kamera behalten sollen. Ständig gibt es was zu Fotografieren. 

 

Irgendwann erreichen wir eine Picknick Area setzen uns dort und packen unsere Müsliriegel aus. Schwupps werden wir umringt von Grey Jays, hübsch aussehenden Vögeln, die es auf unser Essen abgesehen haben. Es gesellt sich noch ein größerer Vogel hinzu. ein Clark's Nutcracker wie wir später nachschlagen. Die Tiere hüpfen vor uns auf dem Tisch herum und Tom fängt an das Treiben zu fotografieren. Ich gebe ein paar Krümel von meinem Riegel, möchte aber wegen des Zuckers nicht zu viel geben. Deshalb wird ein Apfel ausgepackt und ich gebe den kleinen Gesellen davon Stückchen. Die Tiere lassen sich sogar aus der Hand füttern. Ich passe nicht so richtig auf und schwupps, hat sich einer meinen Riegel gepackt und flattert mit ihm davon. Mist, gut ist das natürlich nicht für die Tiere, aber lustig sah das trotzdem aus. Ganz schön frech, die Biester. Als wir nichts mehr zu essen haben und andere Leute sich hinsetzen, um ihre Sachen zu verspeisen, werden wir uninteressant und die Vögel belagern die anderen Leute. Wir gehen irgendwann weiter und kürzen den Trail ab, weil es schon weit nach Mittag ist und wir schließlich noch weiterfahren müssen. 

 

 

Am Auto angekommen fährt diesmal Tom und wir düsen bei schönstem Wetter los Richtung Summerland. Wir fahren 200 Kilometer, die Gegend wird trockener, es wird wärmer. Die Berge drumherum werden zu größeren Hügeln und sehen karger aus. Hier wird jetzt viel Obst und Wein angebaut. Das Gebiet Okanagan Valley ist das wärmste Gebiet in Kanada und hat Sommer mit Temperaturen bis 35 Grad. Heute sind es bereits über 20 Grad und wir genießen die Wärme nach der kühlen Luft im Manning Park. Ab und zu halten wir an und fotografieren die Ausblicke. 

 

Wir fahren nach Summerland rein und kommen an unserem Resort an. Das Waterfront Resort in Summerland. Dort checken wir ein und sind begeistert angesichts unseres Appartements mit kompletter Küche und einem Kaffeeautomat mit x verschiedenen Kaffeesorten. Das Appartement hat auch einen kleinen Balkon und lässt keine Wünsche offen. Wir fragen nach einem Supermarkt, fahren dorthin und kaufen für uns Kartoffeln mit Sour Creme und frischem Schnittlauch. Das Essen machen wir uns im Appartement und genießen es, keinen Fast Food oder irgendetwas ungesundes zu futtern. Für Toms Magen ist das natürlich auch viel besser als das fettige Zeug, was man an jeder Ecke bekommt. 

 

Wir stellen fest, dass wir über Wlan Netflixx schauen können und sehen während des Essens ein bisschen Serie. Da es total zugezogen ist, bleiben wir den Abend im Appartement und gehen früh zu Bett. 

 

10.09.

Wir wachen früh auf und beschließen, zum Giants Head zu fahren. Die Sonne ist zwar gerade schon aufgegangen, aber vielleicht können wir noch ein bisschen schönes Licht einfangen. Wir haben Glück, das Gate ist offen, obwohl es sonst wohl erst um 8 Uhr geöffnet wird. Wir fahren hoch, parken dort und müssen noch ein letztes steiles Stück Weg bis ganz nach oben gehen. Schnaufend kommen wir oben an. Es ist total schön hier und wir haben Ausblick auf die ganze Umgebung. Wir fotografieren und haben Glück, denn kurze Zeit darauf verschwindet die Sonne hinter einer Wolkendecke und lässt sich so schnell nicht mehr sehen. Da es so schön ist, beschließen wir, zum Sonnenuntergang wieder zu kommen. Wir fahren zum Appartement und genießen ein leckeres Frühstück mit Brot mit Marmelade und dem guten Kaffee. 

 

Heute wollen wir einige Gebiete abfahren, die ich im Internet zum Thema Birdwatching gefunden hatte. Zwischendurch fahren wir zum Liquor Store kaufen eine Flasche Weißwein für 16 Dollar und einen Packen unterschiedlicher Biere zum Probieren. 

 

Wir fahren als erstes zum Waterfront Parkt nach Kelowna. Dort sind wir zunächst enttäuscht, weil sich das Gebiet als angelegt und sehr touristisch entpuppt. Wir sehen Rehe mit zwei Kitzen. Allerdings ist fast alles eingezäunt und überall auf den Fotos wäre der Zaun zu sehen. Wir hatten zunächst auch nur für eine Stunde Geld in den Parkautomaten eingeworfen und sind jetzt ganz froh darüber. Am Ende des Gebietes entdecken wir noch ein paar interessante Vögel, die schwarz mit orange aussehen. Irgendwann kommen sie aber aus dem Schilf nicht mehr hoch und wir müssen sowieso unser Auto wegfahren. Ab zum nächsten Punkt. Dort angekommen, sind jede Menge Kanadagänse vor Ort. Das Licht ist allerdings schon feinstes Knalllicht und die Kontraste heftig. Außerdem wird es jetzt ziemlich heiß in der Sonne. Hier sind auch jede Menge Libellen unterwegs und Tom entdeckt eine toll aussehende, die wir mit etwas Mühe auch fotografieren können. Dann ertönt in der Ferne Gänsegeschnatter und ein ganzer Schwarm Kanadagänse kommt eingeflogen. Ein schönes Erlebnis. Wir sehen noch interessante Vögel in den Bäumen, die sich aber nicht fotografieren lassen.

 

 

Wir fahren zum nächsten Gebiet. Das ist ziemlich abgelegen an einem Industriegebiet, aber wir finden einen Pfad, der zu dem See führt. Auf dem Pfad können wir einiges an kleinen hübschen Vögeln ablichten. Der See selbst ist nichts zum Fotografieren, höchstens etwas für Spektive, weil alles zu weit weg ist. Unter einem Baum machen wir eine Mittagspause, futtern Apfel und einen Riegel und machen uns auf den Rückweg. In einem Baum sitzt auf einmal ein total interessant aussehender Vogel, irgendein Huhn muss das wieder sein. Wir machen Bilder, bis es verschwindet und fahren dann zum Appartement zurück. Dort essen wir den Rest Kartoffeln mit Sour Cream und fahren dann wieder zum Giants Head zum Fotografieren.

 

 

Die Sonne ist schon ziemlich hinter Wolken verschwunden, aber ich glaube daran, dass es noch schöne Verfärbungen geben könnte und so bleiben wir zu zweit auf dem Berg und warten. Und dann beginnt es. Die tollen Wolkenformationen beginnen rundum rot zu glühen. An den Wolkenrändern erscheinen rote Umrisse und wir wissen ob der Vielfalt der Motive und der Farbvielfalt gar nicht mehr, wo wir jetzt fotografieren sollen. Irgendwann wird der Rucksack auf dem Boden postiert, wir sind sowieso ganz alleine hier oben, das Objektiv wird wild gewechselt, von Standard auf Weit oder vielleicht doch lieber das Tele? Hin und her laufe ich, der Auslöser glüht und die Farben werden immer intensiver. Für ein paar Minuten betrachten und fotografieren wir das Spektakel, dann nehmen die Farben wieder ab. Wir schauen uns an, grinsen und sind glücklich. Als alles vorbei ist, fahren wir zum Appartement zurück und trinken genüsslich auf dem Balkon unsere Flasche Weißwein. So kann ein wunderschöner Tag abgeschlossen werden. 

 

 

Weiter geht's im 3. Teil des Reiseberichts.

 

LG

Heike

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